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Ein integrativ-interaktiver Ansatz zur Sprachentwicklung
Antragstellerin
Dr. Susanne Fuchs
Fachliche Zuordnung
Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung
Förderung seit 2025
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 548508044
Die ersten beiden Lebensjahre sind entscheidend für den Spracherwerb - von vegetativen Lauten über das Lallen bis hin zu den ersten Wörtern. Seit Jahrzehnten stützen sich viele empirische Studien zum Spracherwerb auf phonetische Transkriptionen, die wichtige Erkenntnisse, aber nur unzureichende Informationen über die zugrundeliegende artikulatorische Kontrolle liefern, bevor Säuglinge ihre Muttersprache lernen. Diese Einschränkung behindert nicht nur theoretische Fortschritte beim typischen Spracherwerb, sondern trübt auch unser Verständnis der wichtigsten Aspekte der sprachmotorischen Entwicklung. Die ersten beiden Jahre sind auch für die gemeinsame Entwicklung von wahrnehmungs- und produktionsbezogenen Fähigkeiten entscheidend. Wir gehen davon aus, dass der Spracherwerb durch vielschichtige Interaktionen zwischen sensorischen, motorischen, kognitiven und sprachlichen Fähigkeiten geprägt ist. Während sich aus theoretischen Modellen Vorhersagen darüber ableiten lassen, wie sich die Sprachmotorik von Säuglingen im Laufe der Zeit entwickelt, gibt es nur wenige empirische Belege für die Motorik der Zunge und deren Zusammenspiel mit anderen Artikulatoren. Die Koordination der Sprechwerkzeuge mit der Atemtätigkeit spielt eine zentrale Rolle, wurde aber bisher kaum berücksichtigt. Das übergeordnete Ziel des VOC2SPEAK-Projekts ist es, die frühe Entwicklung der sprachmotorischen Koordination und ihre Wechselwirkungen mit der Aufmerksamkeit sowie der lexikalischen und phonologischen Entwicklung aus Längs- und Querschnittsperspektiven zu beleuchten. Wir konzentrieren uns auf Kleinkinder, die in einer französisch- oder deutschsprachigen Umgebung aufwachsen. Die Expertise des Teams werden in 3 Arbeitspaketen genutzt, in denen wir Folgendes untersuchen wollen: 1. Die Koordination zwischen verschiedenen Artikulatoren, mit besonderem Schwerpunkt auf der Beteiligung der Atmung. 2. Das Zusammenspiel mit der Aufmerksamkeit, wobei untersucht werden soll, wie sich die Aufmerksamkeit des Kindes von den Augen auf den Mund verlagert und dessen Sprachproduktion beeinflusst. 3. Methodische Weiterentwicklungen von manueller zu automatischer Datenverarbeitung und -analyse. VOC2SPEAK integriert modernste Technologien wie Ultraschall, Techniken zur Messung der Atmung und des Blicks, um Säuglinge zu untersuchen. Wir werden neuartige Routinen einsetzen, die von Fortschritten in der Computertechnik inspiriert sind, weil sie die Reproduzierbarkeit und den Wissensaustausch erleichtern. Die sprachübergreifenden Vergleiche ermöglichen zwischen unspezifischen und sprachspezifischen Eigenschaften zu unterscheiden, wobei der Schwerpunkt auf der Entwicklung von Segmenten und Prosodie liegt. Die gewonnenen Erkenntnisse werden einen integrativ-interaktiven Ansatz zur Sprachentwicklung untermauern. Die Bereitstellung bisher fehlender Teile des Entwicklungspuzzles werden unser Verständnis der typischen Entwicklung fördern, was wiederum wichtig für die Ausbildung und klinische Praxis ist.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Frankreich, Schweden
Partnerorganisation
Agence Nationale de la Recherche / The French National Research Agency
Kooperationspartnerinnen / Kooperationspartner
Professorin Dr. Marianne Jover; Aude Noiray, Ph.D.; Dr. Caterina Petrone; Dr. Amélie Rochet-Capellan; Dr. Marcin Wlodarczak