Detailseite
Projekt Druckansicht

Die vorgalileische Geometrisierung der Bewegung: Giovanni da Casales Quaestio de velocitate und die italienische Rezeption des Traktates De latitudinibus formarum

Fachliche Zuordnung Geschichte der Philosophie
Wissenschaftsgeschichte
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 547575878
 
Das Forschungsprojekt untersucht die Problematik der Geometrisierung der Bewegung innerhalb der spätmittelalterlichen Tradition der Kalkulatoren. Es steht im engen Zusammenhang mit zwei vorangegangenen Projekten vom selben Antragsteller zur Naturphilosophie, Logik und Mathematik des Spätmittelalters. Dieses Projekt konzentriert sich hauptsächlich auf drei Dokumente, die belegen, dass bereits vor Galilei eine mathematische Behandlung der Bewegung im Rahme der aristotelischen Naturphilosophie faktisch vorhanden war. Eine Auseinandersetzung mit dieser Problematik wird ein neues Licht auf die Frage nach der Kontinuität/Diskontinuität zwischen der spätmittelalterlichen Naturphilosophie und der modernen Physik werfen. Das Projekt strebt auch an, neue Perspektiven im Bereich der gegenwärtigen Wissenschaftstheorie zu eröffnen. In diesem Zusammenhang sollen auch die mathematische Behandlung des Unendlichen und die verschiedenen mittelalterlichen Theorien zur Zusammensetzung des Kontinuums berücksichtigt werden. Die oben genannten Dokumente sind nun kritisch zu edieren und auszulegen: 1) Die lange und komplexe Quästion über die Bewegung nach der Kategorie der Qualität von Giovanni da Casale (ca. 1350), die drei Quästionen von Biagio Pelacani da Parma (ca. 1350-1416) über den Traktat De latitudinibus formarum, den man in der Forschung Jacobus de Sancto Martino zuzuschreiben pflegt, und eine anonyme Quästion, die eng mit Biagios Quästionen zusammenhängt. Casales Quästion ist in einem (sehr unzulänglichen) alten Druck von 1505 überliefert, sowie in mindestens dreizehn weiteren Handschriften (einige von diesen wurden vom Antragsteller zum ersten Mal für dieses Projekt identifiziert). Pelacanis drei Quästionen sind in mindestens zwei alten Drucken und sieben Handschriften erhalten, wobei die erste Quästion höchstwahrscheinlich in zwei verschiedenen Fassungen überliefert ist. Die anonyme Quästion Utrum omnis forma habeat latitudinem nobis presentabilem per figuras geometricas ist bisher nur in der Hs. Venedig, Biblioteca Nazionale Marciana VI, 62, ff. 63ra-68ra bekannt und nur fragmentarisch überliefert. Für die Auslegung der Texte werden vor allem sechs Diskussionsbereiche berücksichtigt, die typisch für den Ansatz der Kalkulatoren sind: 1) Der zweifache Gesichtspunkt in der Bewegungsanalyse; 2) Die Anwendung der "analytical languages" (hierin: a. De maximo et minimo, b. De primo et ultimo instanti oder de incipit und desinit, c. De actione et reactione, d. De proportionibus motuum, e. De intensione et remissione formarum); 3) Die Fachterminologie: Perfectio, latitudo, mensura; 4) Das geometrische System; 5) Der epistemologische Kontext; 6) Der ontologische Hintergrund. Im Rahmen des Projektes sollen zwei internationale Workshops organisiert werden: einer über "Logik, Mathematik und Bewegungsanalyse in Italien" und ein weiterer "Formulierungen, Beweise und Auslegungen des Theorems des mittleren Grades".
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung