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Ärgerrumination als Mechanismus reaktiver Aggression bei der Borderline Persönlichkeitsstörung – ein multimethodischer Ansatz zur Untersuchung von neuronalen Korrelaten und situativen Faktoren

Fachliche Zuordnung Biologische Psychiatrie
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 546801147
 
Ärger und Aggression sind Hauptmerkmale der Borderline Persönlichkeitsstörung (BPS), die in hohem Maß zu individuellem Leiden und hohen sozialen Kosten beitragen. Es ist jedoch noch wenig darüber bekannt, wie genau Ärger entsteht und wann Ärger bei der BPS zu aggressivem Verhalten führt. Unsere Arbeitsgruppe hat bereits einige Mechanismen der Aggression bei der BPS untersuchen können, ein entscheidender Mechanismus hat jedoch noch wenig Aufmerksamkeit erhalten: Ärgerrumination, das andauernde, passive, unkonstruktive Nachdenken über ärgerauslösende Situationen und Rache. Möglicherweise verstärkt und verlängert Ärgerrumination Ärgergefühle und erschöpft gleichzeitig Selbstkontrollressourcen, so dass es eher zu aggressivem Verhalten kommt. In früheren Studien berichteten Patienten mit BPS über stärkeren Ärger, mehr Ärgerrumination und erhöhte Aggression im Vergleich zu gesunden Personen. Intensität und Häufigkeit von Ärger im Alltag sind bei Patienten mit BPS im Vergleich zu klinischen Kontrollgruppen erhöht. Ergänzend zu Emotionsabfragen im Alltag können Fragen zu Ärgerrumination und aggressivem Verhalten sowie mobile sensing dazu beitragen ein genaueres Bild der Entstehung von Ärger und Aggression, situativen Faktoren und Ärgerrumination bei BPS zu erhalten. Daneben können individuelle Unterschiede in der Verarbeitung von Ärger und Ärgerrumination auch mit experimentellen Paradigmen und funktionellem Neuroimaging (fMRT) untersucht werden. Bezüglich der BPS gibt es bisher nur eine fMRT-Pilotstudie, die im Vergleich zu gesunden Probanden erhöhte Aktivierungen im dorsomedialen Präfrontalkortex und im Nucleus accumbens während Ärgerrumination zeigte. Dieses Aktivierungsmuster deutet auf eine Verstärkung einer ausgeprägten selbstreferenziellen Verarbeitung von ärgerauslösenden Situationen hin. Unklar ist bislang, wie neuronale Korrelate von Ärgerrumination mit Aggression und Ärgerrumination bei BPS im Alltag zusammenhängen. Ziel des vorliegenden Projekts ist es Ärgerrumination und deren Rolle beim Auftreten von Aggression bei BPS und gesunden Personen systematisch zu untersuchen. Hierzu wird ein innovativer, multimethodischer Ansatz verwendet, der sowohl situative Faktoren im Alltag als auch neuronale Korrelate von Ärgerrumination umfasst. Somit werden ecological momentary assessment (EMA), mobile sensing und fMRT neben -Interviews und Fragebögen eingesetzt. Insgesamt werden N=170 Personen mit BPS und N=170 gesunde Teilnehmer in die Studie eingeschlossen, von denen N=55 jeder Gruppe an einer fMRT-Messung teilnehmen, die eine skriptbasierte Ärgerruminationsaufgabe beinhaltet. Aufbauend auf unserer methodischen Expertise ermöglicht uns dieser Ansatz neue Einblicke in Ärgerrumination und Aggression im Alltag, neuronale Korrelate sowie deren Zusammenhang. Die Ergebnisse können dazu beitragen psychotherapeutische und digitale Interventionen zu optimieren und so die individuelle und soziale Belastung durch Ärger und Aggression bei der BPS zu verringern.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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