Die Ufa-Sprachversionsfilme der 1930er Jahre: Medienumbruch und Internationalität
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Dieses Projekt ist der erste Versuch, die internationalen Bestrebungen des lange Zeit größten europäischen Filmkonzerns, der Ufa, darzustellen, und zwar in Begrenzung auf die Epoche zwischen der Einführung des Tonfilms und dem Beginn des Zweiten Weltkriegs. Dabei werden besonders die Prozesse untersucht, die die Ufa dazu brachten, Sprachversionsfilme herzustellen, dann zu deren weltweit wichtigstem Produzenten zu werden und diese Strategie schließlich doch wieder aufzugeben. Gleichzeitig wird der Einblick in die Führungsentscheidungen der Ufa und die Analyse ihrer Folgen bzw. der Produkte, die aus ihnen hervorgingen, kontrastiert mit einem Blick von außen auf das Unternehmen, den ausländische Mitarbeiter oder Journalisten lieferten. Teile der aufbereiteten Materialsammlung, die zu diesem Zweck erstellt wurde, konnten bereits im Verlauf des Projektes anderen Wissenschaftlern sowie Studenten für deren eigene Arbeit zur Verfügung gestellt werden. Im Februar wird als Resultat dieses Projektes bei Text + Kritik in München eine Monographie mit dem Titel Sprachversionsfilme aus Babelsberg. Die internationale Strategie der Ufa. 1929-1939 erscheinen. Das Buch ist in sechs Hauptkapitel eingeteilt, denen sich eine Filmographie, eine Bibliographie und drei Indices anschließen, die es gleichzeitig zu einem Nachschlagewerk werden lassen. Kapitel 1 behandelt die Frage, was >Versionen< im medienphilosophischen und kunstwissenschaftlichen Sinne sind; Kapitel 2 untersucht die generelle Aufführungspraxis fremdsprachiger Filme im Deutschland der frühen 30er Jahre sowie die verschiedenen europäischen und amerikanischen Modelle zur Produktion von Sprachversionsfilmen und geht der Frage nach, ob es auch in anderen Medien so etwas wie Sprachversionen gibt; Kapitel 3-5 widmet sich den drei Phasen der intentionalen Ufa-Politik (1929-1932, 1933-1936 sowie 1937-1939) und zeichnet in vielen Detailstudien das genaue Vorgehen bei der Herstellung der einzelnen Sprachversionen nach. Kapitel 6 schließlich diskutiert den Unterschied zwischen Versionsfilmen und Remakes sowie die Remakes, die in den 50er Jahren von den Ufa-Versionsfilmen der 30er Jahre gedreht wurden. Neben der Monographie sind weitere Auswertungen der Ergebnisse dieses Projektes angedacht, darunter eine über das Goethe-Institut organisierte Vortragsreise mit Filmprogramm in die mit der Ufa in den 30er Jahren kooperierenden Länder, eine Zusammenfassung der internationalen Ufa-Aktivitäten für die Publikumszeitschrift Damals sowie eine im Rahmen der von CineGraph Babelsberg im Zeughauskino zu Berlin organisierten Reihe )Wiederentdeckt( Öffentliche Gegenüberstellung von Hollywood-Filmen der 30er Jahre und ihren damaligen deutschen Synchronfassungen.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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"Nationale Verortung - Globales Verständnis: Die Sprachversionsfilme der 1930er Jahre als Ausgangspunkt für zeitlose Fragestellungen der Medienwissenschaft." In: Babylon in FilmEuropa. München: Edition Text + Kritik 2006, S. 146-156.
Jan Distelmeyer
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"'Paprika in the blood.' On UFA's early sound films produced in/about/for/with Hungary." In: Spectator 27:2 (Fall 2007), S. 11-20.
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"Von der Bedrohung durch das Sprechen zur Gestaltung durch die Sprachen - Über die Intemationalität, Transnationalität und Multinationalität von Spielfilmen." In: Rhetorik und Film. Rhetorik - Ein intemationales Jahrbuch, Band 26. Tübingen: Niemeyer 2007, S. 60-71.
Hans-Edwin Friedrich
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"'Du Deutscher, toi Frangais, you English: beautiful!' - The polyglot film as a genre." In: Shifting Landscapes. Film and Media in European Context. Newcastle: Cambridge Scholars Publishing 2008, S. 334-350.
Miyase Christensen, Nezih Erdogan
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"From Mussolini to Solino. The Shifting Image of Italy and Italians in German Films." In: Le etä del cinema / The ages of cinema. Udine: Forum 2008, S. 231-244.
Enrico Biasin, Roy Menarini, Federico Zecca