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Die Kontakte zwischen der Iberischen Halbinsel und dem Maghreb während des Chalkolithikums und der Frühen Bronzezeit. Studien zum Austausch von Elfenbein

Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung von 2005 bis 2008
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5456429
 
Erstellungsjahr 2008

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Im Rahmen des geförderten Projektes konnte durch die systematische Überprüfung und Neuaufnahme von Elfenbeinobjekten in den Museen der Iberischen Halbinsel zum ersten Mal ein vollständiger Katalog von Elfenbeinobjekten vom Beginn des Chalkolithikums bis zum Ende der Frühen Bronzezeit (ca. 3000 - 1650 v. Chr.) vorgelegt werden. Die Zahl der bekannten Objekte konnte dadurch mit ca. 1060 Elfenbeinobjekten mehr als verdreifacht werden. Insgesamt konnten mehr als drei Kilogramm Elfenbein erfasst werden. Gleichzeitig lässt sich beobachten, dass die Zahl der Objekte vom Älteren Chalkolithikum (1. Hälfte 3. Jt. v. Chr.) bis zum Jüngeren Chalkolithikum/ Älteren Frühbronzezeit (2. Hälfte 3. Jt. v. Chr.) ansteigt, um danach in der jüngeren Frühbronzezeit wiederum zurückzugehen. Im Älteren Chalkolithikum bzw. der 1. Hälfte des 3. Jts. v. Chr. konzentriert sich die Verteilung der Elfenbeinobjekte auf der Iberischen Halbinsel auf die drei großen kulturellen Zentren dieser Zeit, d. h. die Mündungsgebiete des Tejo und des Guadalquivir und den spanischen Südosten. In der 2. Hälfte des 3. Jts. bleiben zwar die Kernzonen der Verbreitung erhalten, neben der Vermehrung der Objekte lässt sich nun jedoch auch eine Zunahme der Fundstellen beobachten. In der Frühen Bronzezeit (bzw. der 1. Hälfte des 2. Jts. v. Chr.) beschränkte sich dagegen die Verbreitung der Elfenbeinobjekte auf den Südosten der Iberischen Halbinsel und auf die Balearen. Es konnte zudem festgestellt werden, dass überwiegend das Rohmaterial importiert und auf der Iberischen Halbinsel weiterverarbeitet wurde. So finden sich seit dem Älteren Chalkolithikum auch Stücke unbearbeiteten Rohmaterials. Aus frühbronzezeitlichen Siedlungen liegen zudem auch Produktionsabfälle und damit klare Hinwelse auf das Vorhandensein von Werkstätten vor. Naturwissenschaftliche Untersuchungen an Elfenbeinobjekten waren für die Iberische Halbinsel vor Beginn unseres Projekts noch nie realisiert worden. Im Rahmen des Projekts konnten insgesamt 101 Objekte von A. Banerjee an der Universität Mainz analysiert werden. Dies ist die größte an prähistorischem Elfenbein jemals durchgeführte Analysenserie. Den Ergebnissen zufolge stammt der größte Teil des Elfenbeins vom Elefanten. Daneben wurden Überraschendenweise aber auch Flusspferd und Pottwal nachgewiesen. Die angewandte FTIR-Spektroskopie und die Analyse der Schreger- Strukturen erlaubte es zudem zwischen den verschiedenen Elefantenarten zu unterscheiden. So ließen sich Afrikanischer Steppenelefant (Loxodonta a. afhcana) und überraschendenweise Asiatischer Elefant (Elephas maximus) und Europäischer Altelefant (Elephas (Palaeoloxodon) antiquus) nachweisen. Vor allem drei Ergebnisse sind im Hinblick auf bisherige Hypothesen entscheidend: So könnte der Nachweis von Asiatischem bzw. Flusspferd-Elfenbein die seit langem vermuteten Beziehungen zum Östlichem Mittelmeerraum zum ersten Mal auf eine naturwissenschaftlich Grundlage stellen. Dasselbe gilt für die hypothetisch erschlossenen Beziehungen zum westlichen Nordafrika. Entgegen gängigen Forschungsmeinungen konnte nun jedoch glaubhaft gemacht werden, dass es sich bei dem bis in das 7. Jh. n. Chr. im westlichen Maghreb lebenden Elefanten um einen Afrikanischen Steppen- und nicht Waldelefanten handelte. Die Art und Herkunft des Rohmaterials und damit die Austauschrouten sind jedoch regional verschieden und chronologischen Veränderungen untenworfen. Auf der Iberischen Halbinsel vollzieht sich in den Mündungsgebieten des Tejo, des Guadalquivir und im spanischen Südosten am Ende des 4. Jts. v. Chr. ein Prozess der Konzentration der Bevölkerung innerhalb von großen Siedlungszentren in ackerbaulich günstigeren Regionen. Gleichzeitig geht dies in den betreffenden Regionen mit dem Prozess eines Herausbildens von Eliten und schließlich einer Gesellschaft mit sanktionierter Sozialstruktur und vererbter sozialer Stellung überein. Es konnte nahe gelegt werden, dass Elfenbein offensichtlich ein weiteres Prestigeelemenl war, mit dessen Hilfe diese lokalen Eliten ihre Position unterstrichen und legitimierten.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Hauskolloquium Deutsches Archäologisches Institut Madrid, Mai 2006. „Objetos de marfil del Calcolitico y el Bronce Antiguo de la Peninsula Iberica. Lineas generales de un nuevo proyecto de Investigacion interdisciplinar"
    Schuhmacher, Thomas Xaver
  • Symposium in the Ivory Tower, Third annual INCENTIVS Meeting, Universität Mainz, April 2006. "Chalcolithic and Early Bronze Age Ivory Objects from the Iberian Peninsula"
    Schuhmacher, Thomas Xaver
  • Workshop des Forschungsclusters II: Innovationen: technisch, sozial des Deutschen Archäologischen Instituts, DAI Berlin-Zentrale 15.-16. Dezember 2006. „Chalkolithische und Frühbronzezeitliche Elfenbeinobjekte auf der Iberischen Halbinsel. Überlegungen zum Austausch und Prestigecharakter von Elfenbein"
    Schuhmacher, Thomas Xaver
  • Elfenbein in der Archäologie, 4th INCENTIVS Workshop, 12. April 2007, Universität Mainz. "Origin, Manufacture and Exchange of Ivory in the Chalcolithic and Early Bronze Age of the Iberian Peninsula"
    Schuhmacher, Thomas Xaver
  • Hauskolloquium Deutsches Archäologisches Institut Madrid. Oktober 2007. "Procedencia, manufactura y intercamblo de marfil en el Calcolitico y Bronce Antiguo de la Peninsula Iberica"
    Schuhmacher, Thomas Xaver
  • Internationale Tagung Sozialarchäologische Perspektiven: Gesellschaftlicher Wandel 5000-1500 v. Chr. zwischen Atlantik und Kaukasus, 15.-18. Oktober 2007, Universität Kiel. „Long and Middle-range contacts in the Early Bronze Age of the Western Mediterranean"
    Schuhmacher, Thomas Xaver
  • Ivory objects from the chalcolithic fortification of Leceia (Oeiras), Estudos Arqueologicos de Oeiras 15, 2007, 95- 118
    Th. X. Schuhmacher - J. L. Cardoso
  • Vortrag im Museu Nacional de Arqueologia, Lissabon, 2. Oktober 2007. "Origin, manufacture and exchange of ivory in the Chalcolithic and the Early Bronze Age of the Iberian Peninsula"
    Schuhmacher, Thomas Xaver
  • Elfenbein zwischen Kultur- und Artenschutz, 5. INCENTIVS Workshop, 9. April 2008, Universität Mainz. „Elfenbein des Chalkolithikums und der Bronzezelt in Portugal und Marokko"
    Schuhmacher, Thomas Xaver
  • III Jornadas del Instituto Arqueologico Aleman Madrid und der Universidad Autonoma de Madrid. April 2008. "Marfil en la Peninsula Iberica desde el Calcolitico hasta el Bronce Antiguo: Origen, intercamblo e importancia social"
    Schuhmacher, Thomas Xaver zusammen mit C. Liesau
  • Im Rahmen des Archäologischen Kolloquiums des Instituts für Archäologie, Bauforschung und Denkmalpflege der Universität Bamberg, 15. Januar 2008. „Elfenbein des Chalkolithikums und der Frühen Bronzezeit der Iberischen Halbinsel im Spiegel vorderasiatischer und afrikanischer Kontakte. Neue Ergebnisse aus einem interdisziplinären DFG-Projekt"
    Schuhmacher, Thomas Xaver
 
 

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