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Die Rekonstruktion spätneolithischer Siedlungsprozesse in Zentralbosnien

Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung von 2005 bis 2014
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5456340
 
Der zentralbosnische Raum spielt in verschiedenen urgeschichtlichen Perioden eine äußerst wichtige Rolle als Mittler zwischen den Kommunikationsräumen des östlichen Balkans und des Adriaraumes. Entlang von Neretva und Bosna erstreckt sich eine verkehrsgeographisch begünstigte Landschaft. In der Zeit (5200–4400 v. Chr.) lassen sich an Funden der Butmir-Gruppe weitreichenden Beziehungen ablesen. Sie sind für das Gesamtverständnis der südosteuropäischen Neolithikums unverzichtbar und standen vor vielen Jahrzehnten im Focus der Forschung, jedoch erfolgten seit den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts kaum noch nennenswerte Feldforschungen.Die aktuellen Ausgrabungen knüpfen an die traditionsreichen Forschungen in Bosnien-Herzegowina an. Der Focus der Arbeiten lag zunächst auf dem Siedlungshügel von Okolište und wurde in einer zweiten Phase durch Untersuchungen auf benachbarten spätneolithischen Siedlungen im Visokobecken erweitert. Basierend auf den geophysikalischen Prospektionen erfolgte in Okolište die gezielte Untersuchung der Hausstellen und der Befestigungsarchitektur. Die exzellenten Erhaltungsbedingungen und das reiche Fundmaterials erlauben die Rekonstruktion und zeitliche Einordnung von Häusern, Hausinventaren, Aktivitätszonen, Wegen und der mehrphasigen Befestigungsanlage. Ein herausragendes Ergebnis ist die Entdeckung eines Bestattungsgrabens bei den Ausgrabungen der Jahre 2004 und 2006. Auch die Siedlungsentwicklung bietet ein hoch interessantes Bild, das auf eine Verkleinerung dieses extrem großen Tells in der Zeit zwischen 5200-4400 v. Chr. hinweist.Untersuchungen auf Fundplätzen im Umfeld von Okolište belegten die Existenz von kleineren Satellitensiedlungen mit ähnlicher Subsistenzwirtschaft bzw. von spezialisierten Siedlungen. Auch konnte inzwischen eine frühäneolithische Nachfolgesiedlung identifiziert werden. Inwieweit Anfänge von Arbeitsteilung und unterschiedlichen wirtschaftlichen Strategien spätneolithischer Gemeinschaften sichtbar werden, müssen die jetzt anvisierten Auswertungsarbeiten der letzten Projektphase klären helfen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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