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Eingemeindungen des Sakralen. Heiligkeit und Stadtkultur in der deutschen Literatur des späten Mittelalters.

Fachliche Zuordnung Mittelalterliche Geschichte
Förderung Förderung von 2005 bis 2013
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5454027
 
Erstellungsjahr 2012

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Im Rahmen des Schwerpunktprogrammes, dessen Projekte Kulturkontakte und -hybridisierungen vor allem zwischen dem christlichen West- und Mitteleuropa und dem Vorderen Orient und Osteuropa untersuchte, ging es im Projekt "Eingemeindung des Sakralen" um Spannungen, Kulturkontakte, Anpassungs- und Integrationsprozesse innerhalb des christlichen Okzidents: zwischen religiösen Institutionen, Gruppen und Lehrinhalten bzw. zwischen der anfangs weitgehend illitteraten Laiengesellschaft und der klerikalen Schriftkultur. Es gab zwei thematische Schwerpunkte: Legende und Geistliches Spiel. In der Gattung Legende muss "Heiligkeit" den gegebenen gesellschaftlichen Bedingungen eingepasst werden, diesen gegenüber aber immer auch herausgehoben sein. Neben der Auseinandersetzung mit einem spätmittelalterlichen Legendenkorpus, waren Untersuchungen zu zwei Typen mittelalterlicher Legenden für die übergreifende Fragestellung des Schwerpunktes von besonderer Bedeutung: die höfische Legende (Hl. Georg) und die Kriegerlegende (Hl. Christophorus). In beiden Fällen wird Legendenheiligkeit an profane Lebensformen der mittelalterlichen Kriegergesellschaft gebunden, die keineswegs verabschiedet werden, sondern Erscheinungsform sakraler Exorbitanz sind. Es entstehen hybride Lebensgeschichten, die gelegentlich sehr weit vom religiösen Ziel wegzuführen scheinen, eben dadurch aber die Exemplarität des jeweiligen Helden für die mittelalterliche Laiengesellschaft sichern. Das spätmittelalterliche Geistliche Spiel ist demgegenüber in geringerem Maße ständisch gebunden. Es zielt darauf, Heilsgeschichte außerhalb liturgischer Zusammenhänge der christlichen Gemeinde "vor Augen zu stellen" und ihre Bedeutung für die eigene Lebenspraxis zu demonstrieren. Dazu ist es erforderlich, die Ereignisse (überwiegend aus dem Leben Jesu) der eigenen Lebenswirklichkeit möglichst weit anzunähern. Das geschieht vornehmlich in Szenen, die keinen oder nur einen schwachen Anlass in den Evangelienberichten haben (Salbenkauf-, Jüngerlauf-, Hortulanus-, Emmausszene). Dabei besteht jedoch die Gefahr, dass der sakrale Vorgang in Vergessenheit gerät und religiöse Erbauung in derbe, oft obszöne Unterhaltung umschlägt. Ausgehend von der theoretischen Einsicht in diese Ambivalenz waren an einzelnen Spielen / Szenen Hybridbildungen und Integrationsversuche zu untersuchen, die die religiöse Absicht der Spiele zu realisieren suchen, ohne den Nexus zu einer profanen Alltagswelt aufzugeben.

 
 

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