Soldaia und die Siedlungsstätten der südöstlichen Krim als Bestandteil der lateinischen Romania, ihre Rolle im Integrationsprozeß zwischen lateinisch-italienischer und byzantinisch-orthodoxer Welt
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Aufgrund der Lückenhaftigkeit der bisherigen Forschung und der Komplexität des schriftlichen und archäologischen Quellenmaterials war es nicht möglich, innerhalb des Bewilligungszeitraums - wie ursprünglich geplant - eine umfassende Darstellung der Stadtgeschichte Sugdaias im 13.-15. Jahrhundert fertig zu stellen. Es gelang im Rahmen des Forschungsvorhabens jedoch, die bisher fast gänzlich im Dunkeln liegenden Perioden der seldschukisehen Herrschaft über Sugdaia im 13. Jahrhundert historiographisch zu erfassen und damit eine offenkundige Lücke in der Stadtgeschichte zu schließen. Insbesondere die zweite Herrschaft der Seldschuken über Sugdaia im letzten Drittel des 13. Jahrhunderts konnte erstmalig als historische Tatsache konkretisiert werden. Das Forschungsvorhaben ließ darüber hinaus diesen Zeitraum als eine Schlüsselperiode des christlich-islamischen Kulturkontakts hervortreten. Mit der Person des christlichen Sultans 'Izzuddin, unter dessen Führung sich die Seldschuken auf der Krim ansiedelten und Sugdaia in Besitz nahmen, trat eine historische Gestalt in den Mittelpunkt, in der sich das politische und religiöse Spannungsfeld zwischen Christentum und Islam exemplarisch zu manifestieren schien. Durch die Zusammenstellung und Auswertung der Quellen zu 'Izzuddin, konnte sein bisher in Frage stehendes Selbstverständnis als Christ plausibel gemacht werden. Die weitere Ausarbeitung der im Rahmen des Forschungsvorhabens skizzierten Ansätze der Biographie dieser schillernden Persönlichkeit wäre sicherlich vielversprechend. Es konnte weiterhin gezeigt werden, dass die Periode der zweiten seldschuki sehen Herrschaft über Sugdaia offenbar von einem weitgehend friedlichen Nebeneinander der Religionen geprägt war und sich ein relevanter Teil der seldschukischen Eroberer selbst zum Christentum bekannte. Mit der historiographischen Konkretisierung der zweiten seldschukischen Herrschaft erschließt das Forschungsvorhaben auch erstmalig einen Erklärungsansatz für die Verbreitung des so genannten seldschukischen Stils in Architektur und Kunsthandwerk auf der Krim-Halbinsel, der in eigentümlicher Weise Elemente islamischer und christlicher Kunst vereint und bis ins 15. Jahrhundert hinein fortwirkt. Das historisch-geographische Konzept der 'Kontaktzone' bot schließlich einen Ansatz, die Arbeitsergebnisse zu kontextualisieren: Die Zugehörigkeit sowohl Sugdaias und der südöstlichen Krim als auch Anatoliens, des Herkunftsgebietes der Seldschuken, zu einer seit Jahrhunderten etablierten Kontaktzone zwischen byzantinisch-christlicher und islamischer Kultur erscheint als ein prägender Faktor für den 'geglückten' Austausch zwischen den seldschukischen Zuwanderern und den ansässigen christlichen Gemeinschaften.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
- "III.2.4 Islamisch-christlicher Kulturkontakt im nördlichen Schwarzmeerraum. Sugdaia unter Herrschaft der Seldschuken," in: M. Borgolte et al. (Hrsg.) Mittelalter im Labor. Die Mediävistik testet Wege zu einer transkulturellen Europawissenschaft (Europa im Mittelalter, Bd. 10) (Berlin, 2008) S. 261-274, Abb. (Taf. B I-II)
V. Bulgakova
- "III.3 Ergebnisse," in: M. Borgolte et al. (Hrsg.) Mittelalter im Labor. Die Mediävistik testet Wege zu einer transkulturellen Europawissenschaft (Europa im Mittelalter, Bd. 10) (Berlin, 2008) S. 282ff.
V. Bulgakova, R. Barzen, L. Güntzel, F. Musall, J. Pahlitzsch, D. Schorkowitz
- "III.3 Theoretische Grundlagen und methodisches Vorgehen," in: M. Borgolte et al. (Hrsg.) Mittelalter im Labor. Die Mediävistik testet Wege zu einer transkulturellen Europawissenschaft (Europa im Mittelalter, Bd. 10) (Berlin, 2008) S. 195-209
V. Bulgakova, R. Barzen, L. Güntzel, F. Musall, J. Pahlitzsch, D. Schorkowitz