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W. G. Sebald. Politische Archäologie und melancholische Bastelei
Antragstellerin
Professorin Dr. Claudia Öhlschläger
Fachliche Zuordnung
Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft; Kulturwissenschaft
Förderung
Förderung von 2005 bis 2006
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5452662
Politische Archäologie und melancholische Bastelei sind die beiden erkenntnisleitenden Kategorien, die den Rahmen des von Sebald bereitgestellten poetologischen und theoretischen Spektrums abstecken. Der vorliegende Band nähert sich Sebalds archäologischer Gedächtniskunst in systematischen Schritten. Sebalds Projekt einer Spurensicherung politischer, nationaler, kollektiver und individueller Katastrophen führt über Bildmedien, die zum geschriebenen Text in Spannung geraten. Beiträge, die ästhetische Verfahrensweisen dieses Autors in den Blick nehmen, verdeutlichen, dass die intermedial ausgerichtete Rekonstruktion von Vergangenheit sich im Spannungsfeld von suggerierter Authentizität und erwirkter Irrealität bewegt. Auch Sebalds Konzept von Heimat ist als Teil seiner Archäologie der Zerstörung von einer dialektischen Polarisierung geprägt. Heimat erscheint einerseits als utopischer Anspruch, andererseits als Abgrund verdrängter und mit Gewalt assoziierter Erinnerungen. Der Destabilisierung und Verschleierung sinnstiftender Kategorien wie ’Authentizität’ und ’Heimat’ entspricht erzähltechnisch das mythopoetische Verfahren der "bricolage"/ "Bastelei", das auf eine nicht-kausale Verknüpfung heterogener Ereignisse und Fundstücke verweist. Effekte der Verfremdung, Verschiebung und Fiktionalisierung kennzeichnen Sebalds intertextuelle Arbeit, die weitere Beiträge exemplarisch entfalten. Der Band stellt jenseits der Tiefenstruktur Sebaldscher Texte abschließend deren Oberfläche zur Disposition: Die Explikation von Ton und Rhythmus einer Erzählerstimme, die dort Halt zu geben verspricht, wo sie Haltlosigkeit evoziert.
DFG-Verfahren
Publikationsbeihilfen
Beteiligte Person
Professor Dr. Michael Niehaus