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Lesen schreiben. Poetologien des Wissens über Lektüre

Antragsteller Dr. Elias Kreuzmair
Fachliche Zuordnung Germanistische Literatur- und Kulturwissenschaften (Neuere deutsche Literatur)
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 544700717
 
Das Projekt fragt nach den Darstellungsverfahren des Wissens über das Lesen. Damit reagiert es auf grundlegendes Desiderat der Leseforschung: Die Frage nach der Konstitution des Lesens als Wissensobjekt ist noch nicht systematisch untersucht. Bisherige Ansätze zur Erforschung des Lesens und seiner Geschichte tendieren dazu, die Stabilität ihres Objekts anzunehmen. Was Lesen ist, scheint hier immer schon geklärt. Das Projekt geht hingegen von der These aus, dass das, was unter dem Begriff ‚Lesen‘ jeweils verstanden wird, erst auf je spezifische Weise hervorgebracht werden muss. Gerade auf Ebene der Schreibverfahren lässt sich beobachten, wie Texte über das Lesen an der Herstellung der Stabilität ihres Objekts arbeiten. In der Untersuchung der Verfahren lassen sich die oft impliziten Vorannahmen der Texte und die spezifischen Verengungen ihres Blicks auf das Lesen sichtbar machen. Einen zentralen Gegenstand des Vorhabens bilden in diesem Sinn die Metaphern und Szenen im Schreiben über das Lesen. Das Projekt nimmt zudem das Genre und das mediale Format der Texte über das Lesen und ihre Teilhabe an der Ausbildung verschiedener „Aufteilungen des Sinnlichen“ (Rancière) erstmals in den Blick. In der Wahl seiner Gegenstände setzt das Projekt in der Historiographie des Lesens neu an. Diese konzentriert sich bisher auf die sozial, kultur- und mediengeschichtliche Rekonstruktion des Lesens als Kulturtechnik auf der einen Seite und wissenschaftsgeschichtliche Rekonstruktionen verschiedener im weitesten Sinne hermeneutischer Verfahren professioneller Lektüre auf der anderen Seite. Die bisher weitgehend unverbundenen Felder werden in der Analyse der Formen der Darstellung gemeinsam adressiert, um Übergänge und Überschneidungen genauso wie Differenzen systematisch zu erschließen. Um die Vermittlung, Zirkulation und Produktion des Wissens über das Lesen und die zugehörigen poetologischen Verfahren in den Blick zu nehmen, setzt die diskurs- und medienanalytisch informierte Untersuchung drei Schwerpunkte: 1. Leselehren und Lesefibeln in der Frühen Neuzeit, 2. öffentliche und populäre Debatten über das Lesen (Lesewut/Lesesucht um 1800, Bibliophilie um 1900, Digitalisierung um 2000) und 3. Theorien des professionellen Lesens von Hermeneutik über Dekonstruktion bis zu Distant Reading und Post Critique. Durch den Fokus auf die drei Schwerpunkte, die in unterschiedlichen historischen und systematischen Formationen des Wissens situiert sind, werden wesentliche Linien des Lesens als Wissensobjekt erschlossen. Mit seinen Ergebnissen kann das Projekt auf diese Weise einen wesentlichen Beitrag zur Leseforschung leisten und neue Impulse in Bezug auf ein auch jenseits der Wissenschaft virulentes Thema geben.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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