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Ideengeschichtliche Untersuchung von Mikropolitiken

Fachliche Zuordnung Politikwissenschaft
Förderung Förderung von 2005 bis 2009
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5445546
 
Erstellungsjahr 2010

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Zwei heuristische Vorgaben haben die Forschungsarbeiten angeleitet. Zum einen, dass die ideengeschichtlich gehaltvolle Auseinandersetzung mit der Demokratie im Modus der Kritik erfolgt, und zwar in der Doppelbewegung der Problematisierung und der Frage nach den Bedingungen der Möglichkeit der demokratischen Praxis. Zum anderen lässt sich diese Form der Demokratiekritik am besten dann erfassen, wenn man den Blick auf die Thematisierung demokratischer Praktiken richtet. Aus diesen Vorgaben sind sodann die beiden Perspektiven des Forschungsprojektes abgeleitet worden. Erstens sollte nach den sich wandelnden Beschreibungen der demokratischen Praxis gefragt werden, zweitens sollte der Blick aber auch auf die damit einhergehenden Bewertungen und begriffspolitischen Interventionen gerichtet werden. Welche Ergebnisse wurden auf diese Weise erzielt? Insgesamt hat die epochenübergreifende Untersuchung ergeben, dass sich entgegen unserer ersten Annahmen kein Kern an als genuin demokratisch angesehenen Praktiken nachweisen lässt. Wie die Idee der Demokratie, so sind auch die Zuschreibungen der ihr adäquaten Praktiken umkämpft und es kommt zu einer mehrfachen Neubewertung derjenigen Praktiken, die die Beteiligung der Vielen gewährleisten oder eben auch begrenzen sollen. Was bedeutet dieser Befund für die Frage nach einer möglichen Evolution demokratischer Praktiken? Zu unterscheiden ist zwischen der umfassenden Frage, ob überhaupt ein relevanter Wandel demokratischer Handlungsformen stattgefunden hat und der normativen Frage, ob dieser Wandel eine substantielle Verbesserung etwa im Hinblick auf Breite und Rationalität demokratischer Partizipation bewirkt hat. Lässt sich Ersteres im Ergebnis unserer Forschungen eindeutig bejahen, so hat sich die Frage nach der Gütequalität dieses Wandels als nicht beantwortbar erwiesen. Dieses Unterfangen würde nämlich einen scharf konturierten und unumstrittenen Begriff der Demokratie und ihrer Praktiken voraussetzen, deren Existenz sich jedoch im Rahmen der Forschungen gerade nicht identifizieren ließ. Stattdessen sind wir auf eine Vielzahl von normativen Idealen und Praktiken gestoßen, die als ‚demokratisch’ bezeichnet worden sind, und zwar unabhängig davon, ob der jeweilige Autor diese Ideale und Praktiken verteidigt oder hinterfragt hat.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • 2007: Das Wahlrecht der römischen Republik: Ciceros Reformvorschlag für die Leges Tabellariae. In: Emanuel Richer/Rüdiger Voigt/Helmut König (Hrsg.): Res publica und Demokratie. Die Bedeutung von Cicero für das heutige Staatsverständnis. Baden-Baden: Nomos, S. 139 – 158
    Hubertus Buchstein
  • 2007: Edmund Burke über verheerende Folgen von Wahlkämpfen. In: Berliner Debatte Initial 17, Heft 4-5, S. 156 – 163
    Dirk Jörke
  • 2007: Übersetzung von Edmunds Burkes „Speech on the Duration of Parliaments“ (1780). In: Berliner Debatte Initial 17, Heft 4-5, S. 163 – 170
    Dirk Jörke, Christoph Michael
  • 2009: Bausteine zu einer aleatorischen Demokratietheorie. In: Leviathan 37 (Heft 3), S. 327 –352
    Hubertus Buchstein
  • 2009: Demokratie und Lotterie. Das Los als politisches Entscheidungsinstrument von der Antike bis zur EU. Frankfurt/Main, New York: Campus, 493 Seiten
    Hubertus Buchstein
  • 2009: Die Dehnbarkeit der Demokratie. In: Soziale Welt, Sonderheft „Demokratie in der Weltgesellschaft“, hrsg. von Hauke Brunkhorst, S. 451 – 469
    Dirk Jörke
  • 2009: Gehen Sie über Los! Das Zufallsprinzip als demokratisches Lebenselixier. In: Polar (Nr. 7), S. 41 –44
    Hubertus Buchstein
  • 2009: Mikroanalysen politischer Praktiken. Schwerpunktheft 01/2009 der Österreichischen Zeitschrift für Politikwissenschaft
    Dirk Jörke, Peter Biegelbauer
  • Randomizing Europe. The Lottery as a Decision-Making Procedure for Policy Creation in the EU. In: Critical Policy Studies 3 (Heft 1), S. 29 – 57
    Hubertus Buchstein, Michael Hein
  • Zufall mit Absicht. Das Losverfahren als Instrument einer reformierten Europäischen Union. In: Hauke Brunkhorst (Hrsg.): Demokratie in der Weltgesellschaft (= Soziale Welt Sonderband 18). Baden-Baden: Nomos, S. 351 – 384
    Hubertus Buchstein, Michael Hein
 
 

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