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Werte und Wertewandel im 20. Jahrhundert: Familiale und familiäre Werte in Deutschland
Antragsteller
Professor Dr. Andreas Rödder
Fachliche Zuordnung
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung
Förderung von 2007 bis 2015
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 54452494
„Wertewandel“ ist seit den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts als ein sozialkultureller Basisprozess erkannt und durch die sozialwissenschaftliche Wertewandelsforschung empirisch, meist demoskopisch-quantifizierend erarbeitet worden. Sie hat jedoch, nicht zuletzt aufgrund ihres methodischen Zugangs, nur Aussagen über das letzte Drittel des zwanzigsten Jahrhunderts machen können. Die historische Einordnung und Signifikanz dieser Ergebnisse ist von der sozialwissenschaftlichen Wertewandelsforschung selbst als zentrales Desiderat erkannt worden (vgl. 2.1 und 3.1.1). Das Mainzer Projekt knüpft daran an und ergänzt die sozialwissenschaftliche Wertewandelsforschung durch eine methodische, thematische und zeitliche Erweiterung um eine genuin historisch-empirische Perspektive. Zugleich schließt dieses Projekt an historiographische Interpretationsansätze an, die die längerfristigen Entwicklungen vor allem sozialkultureller Art im 20. Jahrhundert thematisieren (vgl. 3.1.2). Da die sozialwissenschaftliche Forschung Privatheitsformen als den zentralen Gegenstand des Wertewandels identifiziert hat, wählt dieses Projekt für die historisch-empirische Erarbeitung als exemplarischen Gegenstand und als repräsentativen Querschnittswert die Familie, worunter nicht nur die „bürgerliche Familie“, sondern allgemein Formen intergenerationeller Lebensgemeinschaften verstanden werden (vgl. 3.1.3). Konzeptionell schließt dieses Projekt an das sozialphilosophische Werteverständnis von Hans Joas an, der Werte in einem dreiseitigen wechselseitig kausalen Wirkungsgefüge mit sozialen Praktiken und Institutionen situiert (3.1.1). Soziale Praktiken und Institutionen im Hinblick auf Familie sind vielfach untersucht worden, so dass auf diese Forschungsergebnisse zurückgegriffen werden kann. Die Korrelation dieser Ebenen – etwa des sozialstrukturellen Wandels, der Entwicklung der Geschlechterverhältnisse oder des Sozialstaats – mit der Ebene der diskursiv verhandelten Werte und ihrer Entwicklung bzw. die Spezifizierung kausaler Wechselwirkungen zwischen diesen Ebenen steht unterdessen aus und ist das Erkenntnisziel dieses Projekts. Dies soll anhand dreier Fallstudien geleistet werden, die in enger konzeptioneller Verbindung und in einem Austauschprozess untereinander entstehen sollen. Sie thematisieren, im genannten Sinne und für die Zeit von den zwanziger bis zu den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts (vgl. 3.1.4 und 5), in einer übergreifenden Studie familiäre und familiale Werte all-gemein sowie in zwei spezielleren Studien den Wertediskurs über Geburtenregelung sowie Kinderlosigkeit (vgl. 3.1.3 und 6).
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen