Literaturen der finnougrischen Völker Russlands seit 1980: Literatursoziologische Untersuchungen am Beispiel wolgafinnischer und permischer Autoren
Final Report Abstract
Bei der Durchführung des vorgestellten Projekts wurde deutlich, dass die noch in den literaturwissenschaftlichen Überblicken der 1970er und 1980er Jahre erwähnte Einheitlichkeil der wolgafinnischen und permischen Literaturen auf die Zeit nach der ideologischen Wende nicht mehr zutrifft. Zwar unterscheiden sich die äußeren Rahmenbedingungen gegenwärtig immer noch kaum merklich voneinander, dennoch beschreiten die Vertreter der mordwinischen, marischen, udmurtischen sowie der Komi-Literatur in den letzten 25 Jahren jeweils eigene Wege und setzen eigene Schwerpunkte sowohl bei der Wahl der Themen als auch bezüglich der bevorzugten Genres. Dies spiegelt sich in den Werken wieder, die in die im Projekt erstellte biobibliographische Datenbank aufgenommen wurden. Diese Datenbank dokumentiert das literarische Schaffen der wolgafinnischen und permischen Autoren seit den 1980er Jahren und soll auch in Zukunft ständig ergänzt werden. In naher Zukunft wird sie im Internet einem interessierten Publikum zugänglich sein, so dass das Projekt auch zur Bekanntheit der aufgenommenen Autoren beiträgt. So unterschiedlich die Autoren waren, die sich an einer im Rahmen des Projektes durchgeführten Befragung beteiligten, so einhellig waren ihre Ansichten zu den Folgen des Anfang der 1990er Jahre vollzogenen Systemwechsels: Sie waren der Meinung, die neuen Freiheiten hätten einen geringeren Einfluss auf das literarische Schaffen gehabt als die seither andauernde schwierige wirtschaftliche Lage, welche die Publikationsmöglichkeiten von Autoren, Verlagen und Zeilschriften sehr stark eingeschränkt hat. Die Wende ermöglichte jedoch auch engere Kontakte mit Finnland und veränderte die Beziehungen zu Estland und Ungarn, die nun zur Europäischen Union gehören. Ohne die finanzielle Hilfe aus Finnland und die Herausgabe mehrsprachiger Veröffentlichungen in Estland könnten sehr viel weniger wolgafinnische und permische Werke erscheinen. Dies ist deshalb so wichtig, weil die wolgafinnischen und permischen Literaturen als zentrale sprachliche und kulturelle Ausdrucksform der entsprechenden Völker dringend eine größere Leserschaft benötigen, um auch in Zukunft einen Beitrag zur Herausbildung einer nationalen Identität leisten zu können.
Publications
- 2006: Issledovanija po sociologii literatury na primere volzsko-finskich i permskich pisatelej. In: Misin. A. I. / Cikina, N. V. (Hrsg.): Inf 7. Association of Finno-Ugric Literatures / Associacija flnno-ugorskich literatur. Petrozavodsk: „Periodika", S. 48-53
Kahrs, Ulrike / Schötschel, Monika