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Implementierung und Evaluation eines Kommunikationskonzeptes für die Produktentwicklung

Fachliche Zuordnung Produktionssystematik, Betriebswissenschaften, Qualitätsmanagement und Fabrikplanung
Förderung Förderung von 2004 bis 2008
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5433553
 
Erstellungsjahr 2009

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Ziel für die Forschergruppe war es, ein Kommunikationskonzept zu entwickeln, das zur Lösung typischer Konflikte in der Produktentwicklung angewendet werden kann. Inhalt des Konzepts sollte ein Mechanismus sein, der je nach Schwierigkeit der Konfliktsituation unterschiedlich detaillierte und umfangreiche Hilfsmittel den Konfliktpartnern, also üblicherweise den Projektteams und insbesondere den Teamleitern, vorschlagen und bereit stellen kann. Während in den ersten 18 Monaten vor allem die theoretische und praktische Entwicklung des zugrunde liegenden Mechanismus Gegenstand der Forschung war, sollte im Rahmen des Fortsetzungsantrags die Realisierung und Validierung der Unterstützung im Vordergrund stehen. Im Folgenden werden die wesentlichen Ergebnisse aus dem Fortsetzungsantrag beschrieben. Im Rahmen einer im Dezember 2006 durchgeführten Forschungsreise zum Zentrum für Virtual Designs and Automation (VIDA) der Technischen Universität Poznan wurde eine Anforderungsanalyse an die prototypische Team-Unterstützungsumgebung durchgeführt. Dort befindet sich ein Labor für Virtual Reality, das den Benutzer im virtuellen Produktentwicklungsprozess unterstützt. Für die experimentelle Überprüfung der Wirkung von Methoden auf die Konfliktlösung im Entscheidungsprozess wurde in Hinblick auf die Ergebnisse sowie die Dauer einer einzelnen Entscheidung auf eine in Bezug auf die Ausstattung mit Hardware und Software weniger umfangreich ausgestatteten Team-Unterstützungsumgebung zurückgegriffen. Die Team- Unterstützungsumgebung wurde im Wechselspiel mit der Konzipierung zweier Entscheidungssituationen für die Experimente zusammengestellt und sollte sich auf die für die Planspiele relevanten Ausstattungsmerkmale konzentrieren. Sowohl der KonfliktProfiler als auch der InfoBedarfsMelder wurden skalenbasiert konzipiert. Für den KonfliktProfiler, der es ermöglichen sollte, das Entstehen oder Vorhandensein eines Entscheidungskonfliktes zu identifizieren und zu bewerten, wurde dabei auf die in der Litera- tur übliche grundsätzliche Unterscheidung in einen sachbezogene, aufgabenrelevanten Konflikt (engl. Task Confiict) und einen emotionalen oder affektiven Konflikt (engl. Relationship Conflict) zurückgegriffen. Diese Unterscheidung schien als Basis für ein Skalenkonstrukt geeigneter als die in der ersten Phase des Projekts entwickelte und empirisch mittels Skalen überprüfte Konfliktmatrix, da eine Reihe der dort aufgeführten Konflikte wie Rollen- oder Ressourcenkonflikte im Rahmen des Planspiels von vornherein als nicht relevant angesehen worden waren. Die Einzel-ltems zur Messung des Aufgabenkonflikts beruhten im Wesentlichen auf der von Miranda & Bostrom entwickelten Skala. Der KonfliktProfiler wurde sowohl vor der Gruppendiskussion (engl, pre-discussion issue-based confiict) als auch nach der Gruppendiskussion (engl, pre-discussion issue-based conflict) mit einer Anpassung der Wortwahl eingesetzt, um seine Messgenauigkeit zu prüfen. Der InfoBedarfsMelder, der auf einen möglichen Informationsbedarf zur Konfliktlösung aufmerksam macht, wurde durch eine subjektive Messung der vorliegenden Informationsqualität umgesetzt. Sowohl Aspekte, die sich mit der Relevanz und Angemessenheit der vorliegenden Informationen, einer weiteren Aufbereitung der Informationen sowie der den Informationen innewohnenden Konflikthaftigkeit wurden berücksichtigt. Eine Analyse der Skalen- Reliabilität der itembasierten Tools kam zu zufriedenstellenden Ergebnissen. Der MethodenVorschlager, der Methoden oder einzelne Methodenelemente zur Präsentation, Generierung der Bewertung von Informationen auswählt und zur Verwendung vorschlägt, wurde konzeptionell entwickelt. Auf seine Evaluation im Planspiel mußte aufgrund der Stichprobenproblematik verzichtet werden. Nachdem der Markt für kommerziell angebotene Planspiele sowie die Literatur in Hinblick auf die Durchführung von Planspielen analysiert worden war, um ein Verständnis für den grundsätzlichen Ablauf und die benötigten Komponenten zu bekommen, wurde für die Analyse ein eigenes Planspiel entwickelt. Bei der Gestaltung des Planspiels standen zwei Prämissen im Vordergrund. Zum einen sollte die Gestaltung des Beispielszenarios eine größtmögliche Realitätsnähe zu dem Produktentwicklungsprozess bieten, um die gewonnenen Ergebnisse praxisnah zur Konfliktbewältigung anwenden zu können. Aus diesem Grund wurden für die Gruppenexperimente zwei Entscheidungssituationen nachgestellt, die in der Phase der Systematisierung der Konflikte im ersten Teil des Forschungsvorhabens als Kommunikationspunkte mit einem großen Konfliktpotential identifiziert worden sind. Als Beispiel wurde die Produktentwicklung eines Motorrads gewählt, da bereits in der ersten Phase des Projekts der Produktentwicklungsprozess eines deutschen Motorradherstellers als Referenzprozess detaillierter untersucht worden war und Analysen zum deutschen und europäischen Motorradmarkt vorlagen. Am Lehrstuhl Qualitätsmanagement war ein in seine wesentlichen Komponenten zerlegtes Sportmotorrad vorhanden, so dass den Planspielteilnehmern das Produkt und -funktionen schnell nahegebracht werden konnte. Insgesamt wurden zwei beispielhafte Entscheidungssituationen zur Analyse von zwei Methoden konzipiert. Beiden Spielsituationen lagen unstrukturierte Entscheidungssituationen mit mehreren möglichen Lösungen zugrunde. Beim ersten Beispiel handelte es sich um eine Alternativenentscheidung, bei der sich die Beteiligten bei der Ausgestaltung einer Produktvariante auf ein bestimmtes Ausstattungsmerkmal festlegen mussten. Die Auswahl sollte sich vornehmlich an der Erfüllung von finanziellen Unternehmenszielen ausrichten. Die zweite Beispielentscheidung beinhaltete die Gewichtung von Kundenanforderungen und die sich daraus abgeleiteten Produktmerkmale für die Erfüllung der Anforderungen des Zielmarktes. Die zweite Prämisse richtete sich an das Erzeugen von Konflikten im Entscheidungsprozess. Während die erste Beispielentscheidung durch die vorliegenden Markt- und Kosteninformationen geprägt war, und Konflikte neben der Unsicherheit der Informationen und einem konfliktreich angelegten Belohnungssystem durch eine kurzfristige risikoaverse und langfristige risikoreiche Betrachtung angelegt worden waren, gab es im zweiten Szenario inhärente Zielkonflikte zwischen den festzulegenden Merkmalen des zu entwickelnden Produktes. Neben technischen Informationen mussten auch kostenrelevante Informationen für die Herstellung des Produktes sowie Informationen zum Markt berücksichtigt werden. Die beiden Entscheidungssituationen waren unabhängig voneinander und nur die jeweils vorliegenden Informationen sollten zu einer Lösungsfindung herangezogen werden. Um eine Vergleichbarkeit der Ergebnisse zu gewährleisten, wurden die beiden Planspiele hintereinander jeweils mit neu zusammen gesetzten Gruppen durchgeführt. In Bezug auf den entwickelten KonfliktProfiler und den InfoBedarfsmelder zeigte sich, dass die Skalen vor allem dazu geeignet sind, die Konflikthaftigkeit einer Situation retrospektiv einzuschätzen. Dies wird an den hohen Korrelationen zwischen dem Aufgabenkonflikt nach der Diskussion und der Konflikthäufigkeit und Konfliktintensität deutlich. Ein Grund für den geringen Zusammenhang zwischen dem prospektiv eingeschätzten Aufgabenkonflikt vor der Diskussion sowie der später empfundenen Konflikthäufigkeit, Konfliktintensität und der Intensität des emotionalen Konflikts könnte darin liegen, dass die Gruppen für die Entscheidungssituation neu zusammengesetzt wurden. Dieses Ergebnis müsste für Gruppen, die häufiger zusammenarbeiten überprüft werden. In Bezug auf den Einsatz von Methoden zur Entscheidungsunterstützung konnte der Nachweis nicht erbracht werden, dass Methoden generell die Häufigkeit und Intensität von Konflikten reduzieren. Im Gegenteil zeigte sich beim Einsatz der ersten Methode, dass es sinnvoll sein kann, wenn das Niveau des Aufgabenkonflikts durch die Verwendung einer Methode bestehen bleibt. Beim Einsatz der Methode zur Berechnung des Kapitalwertes, welche die vorliegenden Informationen übersichtlich und komprimiert zusammenführt, waren eine höhere Zufriedenheit der Gruppenmitglieder mit dem Ergebnis und der Diskussion sowie eine größere Produktivität der Konflikte zu verzeichnen. Auch unterstützte diese Methode, wie der leichte Anstieg der Mittelwerte zeigt, förderliche Konflikthandhabungsstile wie Kompromiss und Vermeidung. Allerdings hat insbesondere auch die Entscheidungssituation selbst einen Einfluss auf die Art der verwendeten Konflikthandhabungsstile. Beim Einsatz von Qualica für einen paarweisen Vergleich von Kundenanforderungen sinkt die Konflikthäufigkeit und Intensität zwar etwas ab, allerdings ist die Zufriedenheit mit dem Ergebnisse eher höher, wenn diese Methode nicht zum Einsatz kommt.

 
 

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