Untersuchung zur Häufigkeit und kausalpathogenetischen Zusammenhängen zwischen höhergradigen Dekubitalulzera und Sepsis im Umfeld der Sterbephase
Final Report Abstract
Nach Angaben in der klinischen Literatur kommt es bei Patienten mit höhergradigem Dekubitus in bis zu 50% der Fälle zu einer Sepsis, die mit einer erheblichen Letalität verbunden ist. Ziel dieser prospektiven Obduktionsstudie war es, die Häufigkeit des Vorliegens einer Sepsis zum Zeitpunkt des Todes bei älteren, multimorbiden Menschen mit höhergradigem Dekubitus zu untersuchen. Hierzu wurde in 99 Obduktionsfällen, die drei Studiengruppen zugeordnet wurden (Dekubitus-Gruppe, n=23; Sepsis-Gruppe, n= 31; Kontroll-Gruppe, n= 45), der Sepsis-Marker Procalcitonin (PCT) im Serum bestimmt. PCT wird klinischerseits als Diagnoseparameter für bakterielle Infektionen mit systemischer Mitbeteiligung eingesetzt und hat sich auch für den routinemässigen Einsatz in der postmortalen Sepsis-Diagnostik als sehr geeignet gezeigt. In 21 Fällen der Dekubitus-Gruppe lagen die PCT-Werte unterhalb der Nachweisgrenze von 0,3 ug/l. In den zwei übrigen Fällen konnte die festgestellte PCT-Erhöhung durch zum Todeszeitpunkt ebenfalls apparente infektiöse Erkrankungen (Nierenbeckenentzündung, Infektion mit Methicillin-resistentem Staphylococcus aureus) erklärt werden. In der Kontroll- Gruppe lagen die PCT-Werte in 84,5% unterhalb der Nachweisgrenze von 0,3ug/l, dagegen war PCT in der Sepsis-Gruppe in allen 31 Fällen erhöht. Nach den Ergebnissen dieser Untersuchung ist die vorherrschende klinische Meinung, dass es bei Patienten mit höhergradigem Dekubitus in bis zu 50% der Fälle zu einer Sepsis kommt, nicht haltbar.
Publications
- Schalinski S, Braun C, Tsokos M (2007) Höhergradige Dekubitalulzera und Sepsis im Umfeld der Sterbephase. Prospektive Obduktionsstudie zur Häufigkeit einer Sepsis zum Zeitpunkt des Todes bei älteren, multimorbiden Menschen mit höhergradigen Dekubitalulzera. Rechtsmedizin 17: 376-379