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Den Dschihad in Afrika regieren. Ideologie, politische Ökonomie und Gewalt
Antragsteller
Professor Yvan Guichaoua, Ph.D.
Fachliche Zuordnung
Politikwissenschaft
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung
Förderung seit 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 542745079
Dschihadistische bewaffnete Gruppen tragen seit mehreren Jahrzehnten zu Kriegen in ganz Afrika bei. Dies hat verheerende Folgen für die Zivilbevölkerung und ihre Lebensgrundlagen. Dschihadisten stellen eine eindeutige Bedrohung für das Gemeinwesen dar und haben in einigen Fällen sogar zu Putschen durch verärgerte Militärs geführt. Diese bewaffnete Herausforderung wurde bisher weitgehend aus dem Blickwinkel des "gewalttätigen Extremismus" analysiert, wobei davon ausgegangen wurde, dass Dschihadismus neue Formen der Gewalt, der Mobilisierung und Governance hervorbringen, die afrikanische Staaten auf neue Weise bedrohen. Es ist jedoch keineswegs deutlich, ob dschihadistische Gruppen eine solch revolutionäre Wirkung auf die heutige Konfliktdynamik haben. Manche Analysen zeigen, dass dschihadistische Gewalt mit früheren Konfliktformen übereinstimmt. Wir wollen daher diese Annahme hinterfragen und gehen der Frage nach: Wie (wenn überhaupt) hat die dschihadistische Ideologie die politische, soziale, wirtschaftliche und politische Dynamik in afrikanischen bewaffneten Konflikten verändert? Die derzeitige Wissenschaft ist für die Beantwortung dieser Frage schlecht ausgerüstet. Erstens hindert der Fokus vieler Analysen auf die brutale Gewalt der Dschihadisten viele daran, diese Gruppen als fundierte soziale und politische Phänomene anzuerkennen. Zweitens sind sich Afrikanisten uneinig darüber, ob lokale Konfliktursachen für diese Konflikte wichtiger sind als transnationale Zusammenhänge - eine Debatte, die unser Verständnis der Interaktion zwischen dem Globalen und dem Lokalen erschwert. Drittens erschweren bisherige länderspezifische Arbeiten einen systematischen und effektiven kontext-übergreifenden Vergleich und eine Verallgemeinerung der Ergebnisse. Und schließlich wurde die Forschung durch den Mangel an zuverlässigen Informationen behindert, was zu begrenzten, wenn nicht gar voreingenommenen, Analysen führt. Dieses Projekt wird den Dschihad als soziales und politisches Phänomen verstehen und untersuchen, wie der Dschihad in drei verschiedenen Bereichen regiert und regiert wird: wie die Ideologie das prägt, was bewaffnete Dschihad-Gruppen schätzen und systemisch durchzusetzen versuchen (Normen), wie Ideologie und Pragmatismus die Art und Weise prägen, wie sie Ressourcen generieren und nutzen (räumliche Ausdehnung und politische Ökonomie), und wie Ideologie und taktische Imperative die Art und Weise prägen, wie sie kämpfen (Gewalt und Gegengewalt). Diese Analyse erfordert einen Ansatz, der sowohl das Lokale als auch das Globale berücksichtigt, und eine Methodik, die systematische Vergleiche zwischen verschiedenen Kontexten ermöglicht, wobei wir kollaborativ und interdisziplinär arbeiten. Wir werden Daten durch intensive Feldforschung und Archivarbeit sammeln und eine Reihe von Vergleichen, Prozessanalysen und historischen Analysen nutzen, um zu untersuchen, wie Ideologie Konflikte in drei Hauptgebieten - Mali und Sahelzone, Nigeria und Mosambik - prägt.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Frankreich, Großbritannien
Kooperationspartner
Vincent Foucher, Ph.D.; Eric Morier-Genoud, Ph.D.