Detailseite
Lokale Wiederaufbau-Politik und Geschichtsdeutungen. Kontroversen um kriegszerstörte Baudenkmale in der Bundesrepublik im Spannungsfeld von Experten-Politik und bürgerschaftlichem Engagement 1949 - 1989.
Antragstellerin
Professorin Dr. Adelheid von Saldern
Fachliche Zuordnung
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung
Förderung von 2004 bis 2010
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5420269
Als ein wesentlicher Bestandteil der 'Kultur des Politischen' auf der lokalen Ebene ist die Geschichtskultur anzusehen. Sie manifestiert sich auch in den Sinnzuweisungen, mit denen identitätsprägende Baudenkmale in einer Stadt behaftet sind. In diesem Projekt sollen Kontinuität und Wandel solcher Sinndeutungen und der dahinter liegenden Geschichtsbilder im Kontext bürgerschaftlichen Engagements zugunsten des Wiederaufbaus vergleichend erforscht werden. Der allgegenwärtige Verlust von Baudenkmalen im Zweiten Weltkrieg reaktualisierte die Frage nach ihrem Symbolwert für eine Stadt. Da die Antworten darauf unterschiedlich ausfielen, entspannen sich Kontroversen über Wiederaufbau, Abriss oder Umwandlung, in deren Verlauf nicht nur vorhandene Geschichtsdeutungen ausformuliert, sondern vielfach erst erzeugt wurden. Dementsprechend prägte der Umgang mit geschichtsträchtigen Bauwerken (bzw.- deren Ruinen) das bürgerliche Selbstverständnis im Stadt-Raum. Auf diesen Willensbildungs- und Entscheidungsprozess wirkten sehr unterschiedliche Akteure ein: Aufbau- und Altstadtvereine, Bürgerinitiativen, Experten in den Kommunalverwaltungen, die Stadtparlamente sowie potentielle Investoren und Sponsoren. Kontroverse Motivlagen, Bedürfnisse, Wahrnehmungen, unterschiedliche generationelle Erfahrungen, konträre Interessen und Politikstile sowie Partizipationsformen stießen hierbei aufeinander. Sie konturierten zeitweise in beträchtlichem Ausmaße die mediengestützte städtische Öffentlichkeit. Der Zeitraum zwischen 1949 und 1989 ist durch eine allmähliche, seit den (späten) sechziger Jahren beschleunigte Zunahme von partizipativen Einwirkungsmöglichkeiten auf die Wiederaufbauvorhaben geprägt. Sie ist als Indikator für die Öffnung des kulturellen Raumes in den Städten zu bewerten, die auf die städtische Geschichtskultur zurückwirkte, wenngleich traditionelle Deutungsmuster darin ebenfalls fortlebten.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Beteiligte Person
Professor Dr. Axel Schildt (†)