Social capital and the dynamics of transnational migration (Polish migration project)
Final Report Abstract
Migratton ist ein Thema, das sich hoher politischer wie auch wissenschaftlicher Aufmerksamkeit erfreut. Umso erstaunlicher ist es, dass eine genauere Betrachtung des aktuellen Stands der Migrationsforschung im Allgemeinen sowie des aktuellen Stands der Forschung zu polnisch-deutschen Wanderungen im Speziellen zeigt, dass ein grundsätzliches Defizit an geeigneten Daten besteht, um zentrale Aufgaben der empirischen Forschung verfolgen zu können: a) Eine möglichst umfassende Deskription des bisherigen Migrationsgeschehens: Zu einer solchen Beschreibung des Migrationsgeschehens gehört insbesondere die detaillierte Darstellung unterschiedlicher Typen der Migration. Neben Migranten, die dauerhaft in ein anderes Land einwandern und die oftmals im Mittelpunkt empirischer Migrationsforschung stehen, müssen auch Formen der temporären (Arbeits)- Migratton berücksichtigt werden. Für das polnisch-deutsche Migrationsgeschehen sind hierbei insbesondere Saisonarbeitnehmer und Werkvertragsarbeitnehmer von quantitativer Bedeutung. Darüber hinaus existieren jedoch noch etliche weitere Migrationstypen, wie z. B. Zuwanderung von Gastarbeitnehmern, von Selbständigen oder Personen, die in Privathaushalten arbeiten. Neben legalen Formen der Migration gehören zu einer umfassenden Beschreibung des Migrattonsgeschehens auch illegale Formen der Migration. Hierbei gilt es nicht nur Phänomene der illegalen Einreise oder des illegalen Aufenthalts, sondern insbesondere auch illegale Beschäftigungsformen zu berücksichtigen. b) Der Test zentraler Hypothesen in der neueren Migrationssoziologie: Aufgrund der Erklärungsdefizite klassischer Migrationstheorien werden in der Migrationssoziologie zunehmend neue bzw. erweitere Erklärungsansätze diskutiert. Besonders enwähnenswert sind hierbei der Versuch, die Sozialkapitaltheorie in vorhandene Erklärungsansätze der Migration zu integrieren, sowie Ansätze, die die Migrationsentscheidung in verschiedene Stufen unterteilen. Empirische Tests dieser Ansätze, insbesondere ein kritischer Vergleich der Humankapital- und der Sozialkapitaltheorie stehen jedoch zumindest für den polnischdeutschen Migrattonskontext weitestgehend noch aus. Insbesondere fehlt es an Individualdaten, die alle wichtigen Migrationsformen in einer Längsschnittperspektive erfassen und dabei auch die zentralen unabhängigen Variablen (z. B. zielland- und herkunftslandspezifisches soziales Kapital) enthalten. Diese Daten müssen einerseits für "Mover" andererseits aber auch für "Stayer" erhoben werden, was binationale Samples, in diesem Fall in Polen und in der Bundesrepublik, voraussetzt. Zentrales Ziel des Projektes "Soziales Kapital und die Dynamik von Migrationsbewegungen am Beispiel der polnisch-deutschen Wanderungen" (PMP) war es daher, Daten zu erheben, die den genannten Kriterien entsprechen, und damit die Migration zwischen Polen und Deutschland detailliert zu beschreiben und darauf aufbauend hinsichtlich aktueller Fragestellungen der neueren Migrationssoziologie zu analysieren. Ein Blick in die Daten zeigt, dass es gelungen ist, verschiedene Migrationstypen zu erfassen. Es wurden nicht nur Langzeitmigranten in Deutschland, sondern auch Kurzzeitmigranten in Polen befragt, wobei sich unter letzteren alle relevanten Formen der temporären Migration finden lassen. Es liegen Informationen sowohl über legale als auch über illegale Arbeitsaufenthalte vor. Darüber hinaus ist es anhand der Daten des PMP aber auch möglich, Hypothesen der Migrationssoziologe für den polnisch-deutschen Kontext auf sehr strenge Weise empirisch zu testen. Dies wird anhand der Sozialkapitalthese exemplarisch aufgezeigt. Die Ergebnisse der Analysen zeigen, dass soziales Kapital einen Beitrag zur Erklärung von Migration leisten kann. Die Ergebnisse zeigen aber auch, dass die Berücksichtigung sozialen Kapitals alleine nicht ausreicht, die Dynamik der Migration zwischen Polen und Deutschland zu erklären. Es ist daher notwendig in verschiedene Richtungen weiter zu arbeiten, wie etwa die Berücksichtigung von Modellen der eingeschränkten Rationalität. Aufgrund des umfassen- den Frageprogramms des PMP sowie der Kombination von retrospektiver und prospektiver Erfassung der relevanten Variablen konnte im Rahmen des PMP ein Längsschnittdatensatz erhoben werden, mit dem auch diese weiterführenden Fragen analysiert werden können.
Publications
- Massey, Douglas S./Kalter, Frank/Pren, Karen A. (2008): Structural Economic Change and international Migration from Mexico and Poland. S. 134-161 in: Kalter, Frank (Hrsg.): Migration und Integration. V\/iesbaden: VS Verlag (
- Will, Gisela (2009): "Die Bedeutung sozialen Kapitals für Migrationsprozesse - Darstellung am Beispiel des polnisch-deutschen Migrationsgeschehens" (Dissertation)