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Die vergessene Küste: vorspanische Siedlungsmuster und Netzwerke in Nordost-Honduras

Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 541016457
 
Der Nordosten von Honduras ist eines der faszinierendsten, aber gleichzeitig am wenigsten erforschten Gebiete Zentralamerikas. Es liegt an der Schnittstelle dreier großer vorspanischer Kulturregionen. Mit Mesoamerika im Westen, dem südlichen Mittelamerika im Süden und der Karibik im Norden betrachtete man das Gebiet lange Zeit als peripher und als abhängig vom Einfluss seiner Nachbarn. Entsprechend wurde dem nordöstlichen Honduras in der archäologischen Forschung wenig Bedeutung beigemessen. Unsere bisherigen Untersuchungen liefern jedoch Belege für eine wesentlich komplexere Vergangenheit, in der die Bewohner der Region ihre eigene, einzigartige Kultur neben der ihrer Nachbarn entwickelten und mit dieser verflochten waren. Im hier vorgeschlagenen Projekt soll der Nordosten von Honduras mit modernen Methoden der Siedlungsarchäologie untersucht werden, um sowohl Siedlungsmuster als auch soziale und wirtschaftliche Netzwerke im Nordosten von Honduras in vorspanischer Zeit besser zu erforschen. Das Projekt baut auf den Ergebnissen unserer archäologischen Vorarbeiten auf, bei denen wir Ausgrabungen an drei Stätten im Nordosten von Honduras durchgeführt und archäologische Siedlungsprospektionen in der gesamten Region unternommen haben. Wir konnten die Einbindung der Bewohner in weitreichende Austauschnetze mit Mesoamerika nachweisen und Aspekte der Siedlungsmuster und kulturellen Praktiken in den späten vorspanischen Perioden (1000-1525 n. Chr.) klären. Das hier vorgeschlagene Projekt soll diese Beobachtungen weiter vertiefen, wobei der Schwerpunkt auf den weitgehend unbekannten frühen Perioden der sogenannten Präklassik (1500 v. Chr. - 300 n. Chr.) liegt. Bei unseren Vorarbeiten haben wir die erste bekannte Siedlung dieser Epoche im Nordosten von Honduras identifiziert. An dem präklassischen Fundplatz Betulia sollen Ausgrabungen durchgeführt werden, um die Siedlungsmerkmale und die Vernetzung dieser Zeit mit den Nachbarregionen zu ermitteln. Jüngste Funde wie zum Beispiel Obsidian aus Nordmexiko und Keramik im Usulután-Stil, weisen eindeutig auf die aktive Teilnahme Betulias an einem ausgedehnten Austauschnetz hin. Die Ausgrabung weiterer materieller Hinterlassenschaften, insbesondere von Keramik-, Obsidian- und Jadeobjekten, wird die Grundlage für eine bessere Definition dieser wirtschaftlichen und kulturellen Netzwerke bilden. Bei den geplanten systematischen Untersuchungen in der gesamten Region Nordost-Honduras sollen modernste Methoden wie luftgestützte LiDAR-Erkundung und geomagnetische Prospektion eingesetzt werden, um die Identifizierung und Charakterisierung archäologischer Stätten und Befunde zu unterstützen. Es ist zu erwarten, dass dieses Projekt die noch fehlenden Grundlagen liefern wird, um den Nordosten von Honduras als eine der Schlüsselregionen für die kulturellen Entwicklungen in Zentralamerika zu verstehen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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