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Zigeuner, Barbaren und Exoten. Fremdbilder in der französischen Literatur des 19. Jahrhunderts

Antragsteller Professor Dr. Karl Hölz
Fachliche Zuordnung Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Förderung Förderung von 2002 bis 2003
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5372393
 
Die hier vorgelegte Studie fragt an Hand exemplarischer Analysen zu den Autoren Chateaubriand, Hugo, Gautier, Mérimée, Sand und Loti, wie Fremdheit im Spannungsfeld von Identität und Differenz, Ich und Anderem beschrieben und bewertet wird. Die im Titel evozierten Zigeuner, Barbaren und Exoten erfahren im literarischen Exotismus des 19. Jahrhunderts eine besondere Deutung. Ihre Beschreibung erfolgt nicht mehr nach dem Muster einer aufklärerischen Sittenkritik. Die enzyklopädische Wissensordnung weicht einer neuen Begegnung mit dem Fremden, bei der die vermittelnde Subjektivität des Beobachters zunehmend ins Zentrum rückt. Weniger der Gegenstand der exotischen Beschreibung begründet entsprechend das Interesse an der Fremddarstellung, als deren Bezug zum imaginierenden Subjekt. Dieses findet über den Anderen zum verfremdenden Modus seiner selbst. Eine Sonderrolle in der kulturellen Überformung des exotischen Bildrepertoires spielen die Erklärungsraster, die zur Privilegierung der europäischen Zivilitationsordnung herangezogen werden. Es ist offensichtlich, aber bisher in der Forschung zu den hier behandelten Autoren noch nicht interpretatorisch berücksichtigt worden, daß die Problematik der kulturellen Differenz beharrlich über die Kategorie der Geschlechter verhandelt wird. Sichtbar wird dies in den Gegensatzpaaren, an denen paradigmatisch die Trennungslinie von Eigenem und Anderem veranschaulicht wird. Neben den Kategorien wie zivilisiert/wild, Subjekt/Objekt, Okzident/Orient spielt die Geschlechterdichotomie männliches/weibliches Subjekt mit den dazugehörenden Attributen Geist/Natur, Verstand/Gefühl, Form/Materie, Gesetz/Chaos eine zentrale Rolle in der Aufteilung der kulturellen Räume. Freuds kulturtheoretische Gleichsetzung von "Männlichkeit und Kultur" sowie "Weiblichkeit und Natur" findet in den exotischen Evasionsträumen einen fruchtbaren narrativen Nährboden. Die Weiblichkeitsbilder der exotischen Ferne eignen sich dazu, das kollektiv Ausgegrenzte als das Andere doch wieder kontrollierbar und verfügbar zu machen. So kann über die weibliche Konstruktion des Exotismus das Fremde in eine "Unterwerfungsgeschichte bei gleichzeitiger Idealisierung" gebannt werden. Methodisch ist die Studie der Differenzforschung verpflichtet. Sie vereint die Fragestellung der kulturellen und geschlechtlichen Differenz im parallel geschalteten Ansatz der Kulturatitäts- und Genderforschung.
DFG-Verfahren Publikationsbeihilfen
 
 

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