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Auswirkungen quartärer Klimaveränderungen auf die morphologische Variabilität aquatischer Invertebraten (Ostrakoden) im Rahmen des ICDP-Projekts NamCore

Fachliche Zuordnung Geologie
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 537144079
 
Das Zusammenspiel von Gebirgsentwicklung, Monsunschwankungen und orbital angetriebenen Klimaänderungen führte dazu, dass das Tibetische Plateau (TP) ein Hotspot der montanen Biodiversität ist. Die Diversifizierung vieler moderner Arten fand zwischen 2 Mio. und 150 ka statt, was vermutlich auf Klimaschwankungen und damit verbundenen Umweltveränderungen zurückzuführen ist. Der genaue Ursprung und die Entwicklung der meisten Ökosysteme, insbesondere der Seen, auf dem TP ist jedoch weitgehend unbekannt. Daher sind Beziehungen zwischen monsunalen Veränderungen, lokalen oder regionalen Umweltreaktionen und der Artenverteilung oder -vielfalt bisher nicht verstanden. Das Hauptziel des ICDP Nam-Co-Bohrprojekts besteht darin, aus den Sedimenten des tibetischen Sees Nam Co (Co = See) eine kontinentale Aufzeichnung der detaillierten Monsungeschichte auf orbitalen bis suborbitalen Zeitskalen bis zurück zu 0,5-1 Ma zu erstellen. Diese lange, kontinuierliche Überlieferung ermöglicht es, die biotische Dynamik im Zusammenhang mit quartären Klimaänderungen zu untersuchen. Dazu kann insbesondere das Verständnis der morphologischen Variabilität aquatischer Organismen wertvolle Erkenntnisse liefern, da sie von Umwelt- und genetischen Einflüssen abhängt. Ostrakoden (Arthropoda, Crustacea) sind dafür ideale Bioindikatoren, da sie die einzigen aquatischen Wirbellosen in lakustrischen Umgebungen sind, die Skelettkarbonate bilden, welche leicht und zahlreich erhalten bleiben, und aufgrund ihrer (artspezifischen) Sensitivitäten für ökologische Veränderungen vielfältige Paläoumweltinformationen liefern können. Wir schlagen daher vor, die langfristige Entwicklung der Verbreitung von Ostrakoden und ihrer morphologischen Variabilität im Nam Co zu untersuchen. Unsere Untersuchungen werden Aufschluss darüber geben, ob der See als glaziales Refugium diente und kontinuierlich von Ostrakoden besiedelt wurde, oder ob Ostrakoden während der Abkühlung des Klimas während der Glaziale ausstarben und den See z.B. mit steigenden Temperaturen wiederholt besiedelten. Die Charakterisierung der Morphologie-Umwelt-Beziehungen moderner Populationen wird helfen zu verstehen, ob langfristige morphologische Variabilität der fossilen Ostrakoden hauptsächlich Umweltveränderungen (z. B. Temperatur und/oder Salinität) oder intra- und/oder interspezifische Differenzierung widerspiegelt. Dies wird anhand morphometrischer Daten zu Größe, Form und Ornamentierung der Klappen von L. sinensis-L. dorsotuberosa, den häufigsten fossilen Ostrakodenarten des Nam Co untersucht. Die Identifizierung von ökophänotypischen Charakteristika wird zeigen, welche morphologischen Merkmale empfindliche Anzeiger für spezifische ökologische Parameter sind. Dieser neuartige Ansatz wird daher wichtige Erkenntnisse über die Reaktionen der Ostrakoden auf den Klimaveränderungen und deren Auswirkungen auf die Evolution und (Paläo-)Ökologie von aquatischen Organismen (Ostrakoden) im Allgemeinen und speziell für das TP liefern.
DFG-Verfahren Infrastruktur-Schwerpunktprogramme
Internationaler Bezug Großbritannien
 
 

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