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Nachlaßerschließung Karl May und Edition einer dreibändigen Karl-May-Chronik

Fachliche Zuordnung Germanistische Literatur- und Kulturwissenschaften (Neuere deutsche Literatur)
Förderung Förderung von 2002 bis 2005
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5356114
 
Nachdem Karl May (1842-1912) jahrzehntelang von der Forschung als vermeintlicher Jugend- und Volksschriftsteller diskreditiert und ignoriert wurde, gilt sein heterogenes Werk heute auch in der universitären Germanistik als ernstzunehmendes und ergiebiges Untersuchungsobjekt, das über den Einzelfall hinaus erkenntnisstiftend für die Voraussetzungen, Bedingungen und Wirkungen literarischer Prozesse sein kann. Wesentliche Momente dabei sind: Die seit dem Ende des 19. Jahrhundert ungebrochen andauernde Publikumswirkung (Rezeptionstheorie); ein außergewöhnlich breites Werkspektrum, das von der Kolportage (Waldröschen etc.) über die abenteuerliche Reiseerzählung (Winnetou etc.) und den Jugendroman (Der Schatz im Silbersee etc.) bis hin zu einer ästhetisch ambitionierten Symbolkunst (Ardistan und Dschinnistan, Drama Babel und Bibel etc.) reicht (Gattungstheorie); die außerordentlich enge Bindung des Werks an die eigene Biographie, bis hin zur völligen Identifikation des Autor-Ichs mit dem Erzähler-Ich (Kreativitätstheorie). Nicht zuletzt ist Karl May mit seinem Spätwerk ein Fallbeispiel für eine radikale literarische Emanzipation, einer Abkehr vom publikumsorientierten zu einem autonomen Schreiben. Obwohl diese (und weitere, auch interdisziplinäre) Aspekte Kernthemen der Karl-MayForschung sind, konnten viele Forschungsergebnisse bisher nur hypothetisch und unbefriedigend bleiben, da der umfangreiche Nachlaß des Schriftstellers sich seit seinem Tode 1912 ununterbrochen in Privatbesitz befindet und weder erschlossen noch allgemein zugänglich ist. Der Nachlaßbesitzer ist nun ausnahmsweise bereit, dem Antragsteller das private Archiv für das Projekt einer dreibändigen Chronik zu Leben und Werk Mays zu öffnen. Erschlossen werden soll vor allem die Korrespondenz des Schriftstellers (Verleger, Kollegen, Freunde, Leser). Zugleich wird der Antragsteller umfassende Recherchen in anderen Archiven durchführen und die gesamte Sekundärliteratur sichten. Primärziel ist eine vollständige, wissenschaftlich kommentierte Tageschronik zu Leben, Werk und Wirkung, die ein Grundlagenwerk für jede weitere Auseinandersetzung mit dem Schriftsteller und seiner Zeit darstellen wird.
DFG-Verfahren Forschungsstipendien
 
 

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