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Laute, Spracheinstellungen und Bedeutung

Antragsteller Dr. Simon David Stein
Fachliche Zuordnung Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Einzelsprachwissenschaften, Historische Linguistik
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 530281155
 
Wir bewerten nicht nur, was jemand sagt, sondern auch, wie jemand spricht: Wir haben sogenannte Spracheinstellungen. Beispielsweise kann eine Sprache oder Varietät (z. B. Französisch, Südirisches Englisch) als "angenehmer" im Klang empfunden werden als eine andere (z. B. Deutsch, Birmingham-Englisch). Solche Einstellungen haben ernste politische und soziale Folgen, darunter Diskriminierung. Eine der großen ungelösten Fragen ist, wie Spracheinstellungen entstehen. Welche Faktoren führen dazu, dass wir bewertend auf Sprache reagieren? Die Indexikalitätsforschung nimmt an, dass Einstellungen sich nicht aufgrund sprachlicher Merkmale bilden, sondern vermittelt über unsere Wahrnehmung der Sprechenden. Die Ikonizitätsforschung dagegen weist darauf hin, dass Bewertungen auch durch die sprachlichen Merkmale selbst beeinflusst werden. Beide Hypothesen können wahr sein, jedoch gibt es wenig Forschung, die ihr Verhältnis und ihre Interaktion untersucht. Das Projekt untersucht die Rolle sowohl sozialer (Indexikalitätsforschung) als auch phonologisch-phonetischer Prädiktoren (Ikonizitätsforschung) in der Entstehung von Spracheinstellungen. Indem es die beiden Gebiete zusammenbringt, stellt es die Fragen, welche sozialen und linguistischen Variablen (welche) Bedeutungsassoziationen vorhersagen können, ob manche Assoziationen durch eine der beiden Variablengruppen zuverlässiger vorhergesagt werden als durch die andere und ob wir Interaktionen zwischen diesen Gruppen beobachten können. Zu diesem Zweck werden in Experimenten Einstellungen mithilfe verschiedener Arten von Stimuli erhoben: Teilnehmende reagieren auf (1) reale, nicht-manipulierte Sprachstimuli, (2) manipulierte Stimuli, in denen manche Merkmale selektiv durch andere ersetzt werden, und (3) Pseudovarietäten, d. h. Stimuli nicht existierender Varietäten, die von Grund auf neu entwickelt werden. Die Studien testen diverse Sprachen unterschiedlicher Sprachfamilien sowie verschiedene Varietäten des Englischen. Statistisch werden verschiedenste Bewertungsdimensionen (z. B. Sympathie, Kompetenz, Schönheit, Intelligenz) durch diverse soziale Prädiktoren (z. B. Sprach- und Kulturkontakt, Distanz der Stimuli zu den Sprachen der Teilnehmenden) und linguistische Prädiktoren (z. B. Silbenstruktur, F0, Sonorität, Stimmhaftigkeit, Isochronie) modelliert. Zuletzt wird ein neues theoretisches Modell entwickelt, das Indexikalität und Ikonizität in einer vereinten Theorie zusammenführt. Darüber hinaus wird das Projekt mit einem dedizierten Wissenschaftskommunikationsprogramm das Bewusstsein für Spracheinstellungen und -diskriminierung außerhalb der Wissenschaft schärfen. Das Projekt trägt somit zum Erkenntnisgewinn auf drei Ebenen bei: empirisch, indem es die sozialen und linguistischen Mechanismen in Assoziationen von Form und Bedeutung entwirrt; theoretisch, in dem es dazu beiträgt, deren Natur besser zu verstehen; und gesellschaftlich, indem es uns hilft, linguistischen Vorurteilen besser entgegenzuwirken.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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