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Entwicklung der individuellen politischen Online-Kommunikation in Deutschland. Panelgestützte Analyse kurz- und langfristiger Veränderungen

Fachliche Zuordnung Publizistik und Kommunikationswissenschaft
Förderung Förderung von 2000 bis 2009
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5293565
 
Erstellungsjahr 2011

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Ziel des Projekts war es, die Entwicklung der individuellen politischen Online-Kommunikation in Deutschland zu untersuchen. Drei Fragen standen dabei im Vordergrund: • Wie entwickelt sich die politische Kommunikation der Deutschen mittel- bis langfristig (von 2002 bis 2009)? • Welche Folgen für die politische Kommunikation der Bürger hat es, wenn sich deren Onlinezugänge verändern, also die Bandbreite erweitert wird oder flexiblere Bezahlmodelle eingeführt werden? • Lässt sich die Nutzung politischer Online-Informationsangebote durch die Theorie subjektiver Qualitätsauswahl erklären? Das für die Vorgängerprojekte angelegte Befragungspanel wurde hierfür um drei Wellen verlängert. Befragt wurden jährlich ca. 1.500 Personen. Die Untersuchung hat zu diesen Fragen folgende zentrale Ergebnisse erbracht: (1) Die Analyse der Daten im Längsschnitt über alle sieben Wellen hinweg zeigen eine Mischung aus Stabilität und Dynamik. Verknüpfen lassen sich diese gegensätzlichen Befunde, wenn man Alterskohorten bzw. Mediennutzer-Generationen unterscheidet und getrennt betrachtet. So lässt sich der Rückgang der Nutzung herkömmlicher Medienangebote im Zeitverlauf daraus erklären, dass ältere Menschen vorwiegend herkömmliche Medien nutzen und jüngere Menschen online-basierte Medien. Die stabilen (bei Online-Medien tendenziell noch zunehmenden) Nutzungsmuster führen durch die natürliche Alterung und gesellschaftliche Wanderung dieser Gruppen zu einem deutlichen Wandel im gesellschaftlichen Aggregat. (2) Breitband- und Flatrate-Zugänge haben sich innerhalb kürzester Zeit verbreitet, andere Modelle werden heute kaum noch genutzt. Der Zeitraum war relativ kurz, in dem die Bevölkerung sich hinsichtlich der Bandbreite ihrer Nutzung unterschied. Trotzdem konnte die Untersuchung zeigen, dass die Bürger ihre politische Information signifikant intensivierten, nachdem sie sich einen leistungsfähigeren Zugang angeschafft hatten. Dieser Befund reiht sich in die Ergebnisse der Vorgängerprojekte ein, die ebenfalls einen leichten Mobilisierungseffekt durch den Online-Zugang generell ermittelten. Insbesondere bei jüngeren Personen zeigten sich diese Effekte. (3) Die Theorie subjektiver Qualitätsauswahl (TSQA) konnte einen signifikanten Erklärungsbeitrag für die Nutzung politischer Informationsangebote im Internet liefern. Es zeigte sich dabei, dass Online-Angebote vor allem dann positiv bewertet und genutzt wurden, wenn sie Merkmale des klassischen, neutralen Informationsjournalismus enthielten, während meinungsorientierte Beiträge eher zu geringerer Nutzung führten. Als Schlussfolgerung lässt sich festhalten: Die Erklärung von (politikbezogenem) Medienhandeln ist weiter eine Herausforderung. Die im Kontext dieses Projekts und seiner Vorgängerprojekte geprüften Ansätze konnten hierzu Beiträge liefern; allerdings steht weiterhin eine konsistente Theorie der Nutzung von Medien aus – insbesondere im Hinblick auf die Bevorzugung digitaler gegenüber herkömmlichen Medien durch jüngere Bevölkerungsgruppen. Zwar ist in den meisten Bevölkerungsgruppen die Diffusion der Internetnutzung weitgehend abgeschlossen. Es zeigt sich aber, dass sich die Formen und Intensitäten politischer Online-Kommunikation weiterhin rasant verändern: Nicht nur immer neue technische Innovationen (Social Media etc.), sondern vor allem deren intensive Aneignungen in den jeweils jüngsten Bevölkerungsgruppen führen mittelfristig dazu, dass sich die Kommunikationsmuster der Bevölkerung auch in den nächsten Jahren und Jahrzehnten noch deutlich verändern werden - mit bisher kaum absehbaren Folgen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2007). Politische Kommunikation im Umbruch - neue Forschung zu Akteuren, Medieninhalten und Wirkungen. Politische Vierteljahresschrift, 48(2), 338-359
    Vowe, G. & Dohle, M.
  • (2009). Onlinenutzung und Einstellungen zur Politik. Ergebnisse einer repräsentativen Panelstudie. In F. Marcinkowski & B. Pfetsch (Hrsg.), Politik in der Mediendemokratie. Politische Vierteljahresschrift, Sonderheft 42 (S. 447-467). Wiesbaden: VS Verlag
    Wolling, J.
  • (2010). Politik 2.0. Politik und Computervermittelte Kommunikation. Baden-Baden: Nomos
    Wolling, J., Seifert, M. & Emmer, M. (Hrsg.)
  • (2011). Bürger Online. Die Entwicklung der politischen Online-Kommunikation in Deutschland. Konstanz: UVK. 978-3-86764-279-8
    Emmer, M., Vowe, G. & Wolling, J.
 
 

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