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Bildungsentscheidungen in Migrantenfamilien

Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung von 2000 bis 2010
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5268638
 
Erstellungsjahr 2010

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Im Mittelpunkt des Projekts stand die Frage, warum Kinder aus Zuwandererfamilien die nachteiligsten Positionen im deutschen Schulsystem einnehmen. Im Rahmen der Studie wurde die Bedeutung des (frühen) schulischen Kompetenzerwerbs einerseits sowie die der Bildungsentscheidungen am ersten Übergang nach der Grundschule andererseits für die Bildungsbeteiligung türkischstämmiger Migranten untersucht. Die Befunde lassen sich dabei wie folgt zusammenfassen: Für die Leistungsdisparitäten zwischen Kindern mit türkischem Migrationshintergrund und einheimischen Schülerinnen und Schülern sind in erster Linie die ungünstigeren sozialen Voraussetzungen in den Migrantenfamilien verantwortlich. Dagegen zeigen sich nahezu keine spezifisch ethnischen Benachteiligungen. Die Kompetenzunterschiede bedingen in der Folge die nachteiligeren Übergangsmuster der türkischstämmigen Schülerschaft mit vergleichsweise häufigen Hauptschul- und relativ seltenen Gymnasialübergängen. Berücksichtigt man weiterhin die oftmals ungünstigere soziale Positionierung der Familien mit türkischem Migrationshintergrund, zeigen sich sogar Vorteile für türkischstämmige Kinder im Übergangsverhalten. Bei vergleichbaren schulischen Leistungen und ähnlichen sozialen Hintergrundmerkmalen wechseln diese Kinder eher auf die anspruchsvolleren Schularten als die Vergleichsgruppe der Schülerinnen und Schüler ohne Migrationshintergrund. Diese Vorteile sind auf die hohen Bildungsziele in den Migrantenfamilien zurückzuführen. Die Ergebnisse des Projekts legen nahe, sich vermehrt mit den Bedingungen der ungleichen Leistungsentwicklungen vor und während der Grundschulzeit zu beschäftigen, da hier die Grundlage für spätere Ungleichheiten im Bildungssystem und auf dem Arbeitsmarkt gesehen wird. Maßnahmen zur Reduzierung dieser Nachteile zu Beginn der Bildungskarriere können dazu beitragen, das große Potential in Migrantenfamilien zu fördern und die Umsetzung der hohen Bildungsziele in diesen Familien zu ermöglichen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (1999): Bildungsentscheidungen und Bildungsungleichheit. Ein Überblick über den Forschungsstand. Arbeitspapiere 5, Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung, Mannheim
    Kristen, Cornelia
  • (2000): Ethnic Differences in Educational Placement: The Transition from Primary to Secondary Schooling. Arbeitspapiere 32, Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung, Mannheim
    Kristen, Cornelia
  • (2001): Die qualitative Studie zum ersten Bildungsübergang, Schuljahr 2000/2001, Mannheim
    Kristen, Cornelia
  • (2001): Zusammenstellung und Durchführung eines Leistungstests für Migranten- und deutsche Kinder in Klassenstufe 4, Schuljahr 2000/2001, Mannheim
    Butz, Marcus und Cornelia Kristen
  • (2002): Duitsland: Schoolkeuzes in Immigrantengezinnen. Management en Organisatie 56 (3): 78-79
    Kristen, Cornelia
  • (2002): Hauptschule, Realschule oder Gymnasium? Ethnische Unterschiede am ersten Bildungsübergang. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 54 (3): 534-552
    Kristen, Cornelia
  • (2003): Die Vorstudie zum ersten Bildungsübergang. Methodenbericht, Schuljahr 2002/2003, Mannheim
    Dollmann, Jörg
  • (2003): Ethnische Unterschiede im deutschen Schulsystem. Aus Politik und Zeitgeschichte B21-22: 26-32
    Kristen, Cornelia
  • (2004): Bildungsinvestitionen in Migrantenfamilien. In: Bade, Klaus und Michael Bommes (Hrsg.), Migration - Integration - Bildung, IMIS- Beiträge Heft 23, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, S. 121-141
    Kristen, Cornelia und Nadia Granato
  • (2004): Migranten im deutschen Schulsystem. Zu den Ursachen ethnischer Unterschiede. Recht der Jugend und des Bildungswesens 52 (1), 11-22
    Kristen, Cornelia
  • (2006): Ethnische Diskriminierung in der Grundschule? Die Vergabe von Noten und Bildungsempfehlungen. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 58(1): 79-97
    Kristen, Cornelia
  • (2006): Ethnische Ressourcen: Das Beispiel der Bilingualität. Berliner Journal für Soziologie 16(4): 89-104
    Esser, Hartmut
  • (2008): Schulische Leistungen von Kindern aus türkischen Familien am Ende der Grundschulzeit: Befunde aus der IGLU-Studie. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Sonderheft 48: 230-251
    Kristen, Cornelia
  • (2008): Spracherwerb und Einreisealter: Die schwierigen Bedingungen der Bilingualität. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie: Sonderheft 48: 202-229
    Esser, Hartmut
  • (2009): Pluralisierung oder Assimilation? Effekte der multiplen Inklusion auf die Integration von Migranten. Zeitschrift für Soziologie 38(5): 358-379
    Esser, Hartmut
  • (2009): Sekundäre Effekte der ethnischen Herkunft? Kinder aus türkischen Familien am ersten Bildungsübergang. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft. Sonderheft 12: 205-229
    Kristen, Cornelia und Jörg Dollmann
  • (2010): Herkunftssprache als Ressource für den Schulerfolg? - Das Beispiel türkischer Grundschulkinder. Zeitschrift für Pädagogik; 55. Beiheft: 123-146
    Dollmann, Jörg und Cornelia Kristen
  • (2010): Sekundäre Effekte der ethnischen Herkunft? Kinder aus türkischen Familien am ersten Bildungsübergang. In: Becker, B. & D. Reimer (Hg.): Vom Kindergarten bis zur Hochschule. Die Generierung von ethnischen und sozialen Disparitäten in der Bildungsbiographie. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften: 117-144
    Kristen, Cornelia und Jörg Dollmann
  • (2010): Türkischstämmige Kinder am ersten Bildungsübergang. Primäre und sekundäre Herkunftseffekte. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften
    Dollmann, Jörg
 
 

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