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Die neurocomputationalen Mechanismen der bidirektionalen Interaktion zwischen Stimmung und Belohnungssensitivität

Antragsteller Dr. Jochen Michely
Fachliche Zuordnung Kognitive und systemische Humanneurowissenschaften
Biologische Psychiatrie
Biologische Psychologie und Kognitive Neurowissenschaften
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 526147109
 
Viele Menschen durchleben gelegentlich Phasen hoher Glückseligkeit oder tiefer Trauer. Solche Stimmungsänderungen sind jedoch nicht unbedingt mit einer psychischen Erkrankung assoziiert. Anhaltende Phasen von gedrückter Stimmung oder Niedergeschlagenheit können jedoch Ausdruck einer schweren psychischen Erkrankung, wie z.B. einer Depression, sein, was eine zunehmende gesellschaftliche und ökonomische Herausforderung darstellt. Unsere Stimmung wird oftmals durch alltägliche Erfahrungen beeinflusst, z.B. durch Belohnung oder Bestrafung. So kann das Lächeln einer unbekannten Person unseren Tag aufheitern, ein verlorener sportlicher Wettkampf uns hingegen zutiefst betrüben. Gleichzeitig zeigt die empirische Forschung, dass unsere aktuelle Stimmungslage beeinflusst, wie wir Erfahrungen wahrnehmen. Beispielsweise beeinträchtigt eine Rüge durch den Vorgesetzten am Arbeitsplatz unser Befinden anders, wenn wir uns gerade in prächtiger Stimmung befinden, z.B. nach einem Lottogewinn, verglichen mit einem deprimierten Zustand, z.B. nach Ablehnung eines wichtigen Forschungsantrages. Daraus lässt sich folgende bidirektionale Interaktion ableiten: Belohnungsreize beeinflussen unsere Stimmung, und unsere Stimmung beeinflusst im Gegenzug, wie wir zukünftige Belohnungsreize wahrnehmen. Trotz der Allgegenwärtigkeit dieser wechselseitigen Beziehung zwischen Stimmung und Belohnungssensitivität sind die neurobiologischen Grundlagen dieser Interaktion – und deren Implikationen für die Behandlung psychischer Erkrankungen – bis dato völlig unklar. Das Ziel dieses translationalen Forschungsvorhabens ist die Untersuchung der neurocomputationalen Mechanismen dieser wechselseitigen Interaktion bei gesunden und depressiven Probanden. In diesem Projekt werde ich einen multimodalen Ansatz - bestehend aus kognitiven Experimenten, funktioneller Bildgebung, Psychopharmakologie und mathematischen Modellierungen - verfolgen, um die folgenden Fragen zu beantworten: (1) Was sind die neurokognitiven Mechanismen der bidirektionalen Interaktion von Stimmung und Belohnungssensitivität, und in welchen Hirnnetzwerken werden diese bei gesunden Menschen implementiert? (2) Wie sind diese neurobiologischen Prozesse in psychischen Erkrankungen gestört, und gibt es einen Zusammenhang mit depressiven Symptomen? (3) Gibt es eine Möglichkeit, diese neurokognitiven Prozesse pharmakologisch differenziell zu beeinflussen, und können wir somit die Wirkweise unterschiedlicher antidepressiver Medikamente besser verstehen? Durch die Kombination aus Methoden der Grundlagenwissenschaft und psychiatrischer Forschung ist das Ziel dieses Projekts die Entschlüsselung der neurobiologischen Grundlage von Stimmungsänderungen – bei gesunden sowie depressiven Probanden – und schließlich eine Verbesserung antidepressiver Behandlungsstrategien.
DFG-Verfahren Emmy Noether-Nachwuchsgruppen
 
 

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