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Musiktheatraler Horror – Musik und Geräusch im Londoner Gothic Play um 1800
Antragstellerin
Dr. Anna Ricke
Fachliche Zuordnung
Musikwissenschaften
Förderung
Förderung seit 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 525522308
Im Fokus des Projekts steht "musiktheatraler Horror", d.h. musiktheatrale Umsetzungen von Unheimlichkeit, Schauer und Schrecken in Opern, Melodramen und Schauspielen mit Musik. Ziel ist, am Beispiel des Londoner Gothic Play um 1800 Entstehung, Ausprägungen und Entwicklungen von musiktheatralem Horror zu erfassen, zu differenzieren und dessen Verbindungslinien zu zeit- und gattungsübergreifenden Darstellungen herauszuarbeiten. In den ab den 1790er Jahren populären Gothic Plays trugen Musik und Geräusch wesentlich zum Effekt der für das Genre typischen Szenen(momente) bei, die Kerker, gotische Klöster und Schlösser oder Erscheinungen von Dämonen und Geistern umfassten. Die Bandbreite von Schrecken bis Unheimlichkeit, die im Projekt unter dem Dach- und Genrebegriff des Horrors versammelt wird, ermöglicht einen aussagekräftigen Einblick in Konventionen von musiktheatralem Horror, insbesondere in Kombination mit der Gattungsvielfalt der Gothic Plays, zu denen Opern, Schauspiele mit Musik sowie Melodramen zählen. Hierdurch lässt die Untersuchung der Gothic Plays Erkenntnisse über gattungsspezifische Umsetzungen von Facetten des Horrors erwarten, wodurch auch eine wesentliche Forschungslücke im Kontext von "unheimlicher" bzw. "Horror"-Musik geschlossen werden kann. Durch die musiktheaterwissenschaftliche Herangehensweise, die den Fokus der Untersuchung auf die Aufführung legt, werden zudem methodisch wertvolle Ansätze in Aussicht gestellt, die dazu beitragen können, populäre Musiktheaterformen besser verstehen und analysieren zu können. Grundlegend für das Projekt sind die aus bisherigen Forschungen und Vorarbeiten abgeleiteten Arbeitsthesen, dass Musik und Geräusch sowie gerade ihre Kombination eine wesentliche Rolle bei Darstellungen von Schauer und Schrecken im Gothic Play spielten und sich zudem um 1800 Veränderungen in der musiktheatralen Umsetzung vollzogen, indem Musik und Geräusch gezielt zur Verstärkung des schaurigen Effekts der Stücke eingesetzt wurden. Die gewonnenen Erkenntnisse zum Gothic Play werden im Projekt mit zeit- und gattungsübergreifenden Umsetzungen von Unheimlichkeit, Schauer und Schrecken kontextualisiert, wodurch zugleich der Blick für überzeitliche Parallelen und Unterschiede sowie klangsprachliche Entwicklungen geöffnet wird. Das Projekt kann damit nicht nur einen längst überfälligen Beitrag zur musikwissenschaftlichen Erforschung von Gothic Plays leisten, die bislang nur von Seiten der Literatur- und Theaterwissenschaften erschlossen sind, sondern auch neue Perspektiven auf spätere musiktheatrale Darstellungen des Schaurigen und Schrecklichen (beispielsweise im Freischütz, in Robert le Diable oder La nonne sanglante) ermöglichen, bis hin zu Musik und Geräusch im heutigen Horrorfilm oder -videospiel.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen