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Neurobiologische, psychologische und soziale Merkmale der Gewaltdelinquenz
Antragstellerinnen / Antragsteller
Professor Dr. Klaus Boers; Professorin Dr. Ute Habel; Professor Dr. Jost Reinecke
Fachliche Zuordnung
Kriminologie
Biologische Psychiatrie
Biologische Psychiatrie
Förderung
Förderung seit 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 525451769
Die Entwicklung gewaltdelinquenten Verhaltens ist über die Lebensspanne sehr heterogen. Gewalttätiges Verhalten ist das Ergebnis komplizierter Prozesse, die auf vermittelten und interagierenden Einflüssen zwischen sozialen, psychologischen und biologischen Faktoren beruhen. Der vorliegende Antrag beruht auf den Daten der Längsschnittstudie Crime in Modern Cities (CrimoC). Diese Panelstudie ergab, in Übereinstimmung mit internationalen Befunden, dass im Jugendalter auch die Gewaltdelinquenz zwar recht weit verbreitet, aber ebenfalls nur ein vorübergehendes Phänomen ist, und dass selbst die meisten Intensivgewalttäter spätestens im frühen Erwachsenenalter delinquentes Verhalten wieder einstellen. Das beantragte Forschungsprojekt beruht auf Befunden der CrimoCStudie, insbesondere zum Einfluss distaler sowie proximaler sozialer Bedingungen auf den Verlauf delinquenten Verhaltens von der Adoleszenz bis ins Erwachsenenalter. In einem weiteren interdisziplinären Schritt soll nun auch die neurobiologische, neuropsychologische und psychopathologische Ebene in die Untersuchung von einem Teil der inzwischen erwachsenen Probanden einbezogen werden. Mit diesem multimodalen Ansatz sollen aus neurobiologischer Perspektive unter anderem strukturelle und funktionelle Hirnmessungen durchgeführt sowie hormonelle und genetische Einflüsse erfasst werden. Die CrimoC Daten sind für solch eine komplementäre neurobiologische Untersuchung sehr wertvoll, weil damit eine differenziertere und umfassendere Klassifikation und Erklärung von Mustern gewaltsamer Delinquenz erwartet werden kann. Schließlich wollen wir die vorhandenen kriminologischen, sozialen und psychologischen Daten der CrimoC-Studie zur Prädiktion von Hirnstruktur und -funktion, der kognitiven Leistungsfähigkeit und der Psychopathologie verwenden. Obgleich die Daten retrospektiv erhoben werden, werden die geplanten Untersuchungen eine Überprüfung von nicht unumstrittenen Modellen zur Vorhersage neurobiologischer, psychopathologischer und neuropsychologischer Parameter für die Erklärung delinquenter Gewalt anhand der zuvor erhobenen kriminologischen, soziologischen und psychologischen Daten ermöglichen sowie zu einem genaueren Verständnis von Gewaltdelinquenz in der bisherigen Stichprobe beitragen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen