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Die 'Rhetorica ad Alexandrum' und ihre zeithistorische Verortung
Antragstellerin
Professorin Dr. Karen Piepenbrink
Fachliche Zuordnung
Alte Geschichte
Förderung
Förderung seit 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 521025742
Ziel des Projekts ist, erstmals eine systematische zeithistorische Erschließung der ‚Rhetorica ad Alexandrum‘, des ersten erhaltenen praxisorientierten rhetorischen Lehrbuchs aus dem Athen des 4. Jh. v.Chr., zu leisten. Die herausragende Bedeutung dieses – zwar philologisch gut untersuchten, unter historischen Gesichtspunkten aber bisher nur sehr vereinzelt gewürdigten – Textes resultiert nicht allein aus seiner Anwendungsorientierung, die in der Forschung einhellig konstatiert wird. Hinzu kommt – und dies wurde bislang m.E. nicht gesehen –, dass er über die athenische oratorische Praxis hinausgreift und seine Erkundung so dazu zu verhelfen vermag, die Athen-Fokussierung der bisherigen Rhetorik-Forschung ein Stück weit zu überwinden und zu einer Erweiterung der Perspektive zu gelangen. Das meint freilich nicht, dass sich auf seiner Grundlage die öffentliche Rhetorik in einer bestimmten Stadt im Detail rekonstruieren und der Verlust etwaiger dort abgefasster Reden kompensieren ließe. Trotz einiger konkreter Hinweise auf einzelne Poleis bietet auch er hierzu nicht genügend valide Daten. Allerdings liefert er wichtige Anhaltspunkte für die Instruktion unterschiedlich beheimateter künftiger Redner, über die wir ansonsten jenseits von Athen kaum zeitgenössische Informationen haben. Um der lokalen Heterogenität und entsprechenden Erwartungen seines Adressatenkreises gerecht zu werden, rekurriert er auf diverse Wissens- und Erfahrungsbestände unterschiedlicher Provenienz, die sich teils aus der rhetorischen Empirie und mannigfachen Genres des theoretisch-rhetorischen Schrifttums seiner Zeit speisen, teils aber auch durch das politische Denken oder ethische Debatten geprägt sind. Einige davon sind für uns neu – so Teile seiner Überlegungen zur Tätigkeit von Rhetoren in oligarchisch organisierten Städten; andere sind zumindest in den Grundzügen bekannt. Markant und bislang nicht hinreichend beachtet ist hingegen die Art und Weise, wie Anaximenes jene Informationen unterschiedlicher Couleur zusammenführt, sie verknüpft und auf die vielfältigen Bedarfe der oratorischen Anwendung ‚herunterbricht‘. Dieses Desiderat will das geplante Projekt beheben. Anders als in älteren Studien oft geschehen, ist dabei nicht intendiert, seine Aussagen als ‚unoriginell‘ oder wenig elaboriert zu monieren, sondern sie im Hinblick auf ihre praktisch-rhetorische Fokussierung hin zu erkunden. Das Projekt wird dazu drei Module erarbeiten: erstens einen zeithistorischen Kommentar, der die soeben explizierte Fragestellung verfolgt, zweitens drei weiterführende separate Studien (Aufsätze), die ausgehend von den Spezifika der Schrift grundsätzliche und zugleich innovative historisch orientierte Fragen zur antiken Rhetorik erörtern, und drittens eine deutsche Neuübersetzung des Textes, die gerade in Hinsicht auf ihre Terminologie dem aktuellen Stand der historischen Forschung entspricht.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen