Detailseite
Projekt Druckansicht

Normative Bildräume: Virtuelle und imaginäre Dynamiken epistemischer Topologien (C04#)

Fachliche Zuordnung Kunstgeschichte
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 470106373
 
Das Teilprojekt C04 Normative Bildräume: Virtuelle und imaginäre Dynamiken epistemischer Topologien setzt sich zum Ziel, das wechselseitige Verhältnis zwischen lebensweltlicher Erfahrung, Bildbetrachtung und Normenbildung in der Vormoderne (15.–17. Jh.) zu bestimmen. Es konzentriert sich dabei auf Bild- räume, in denen soziales Verhalten (kollektives wie individuelles) verhandelt, normiert und potentialisiert wird. Mit dem Phänomen des ‚normativen Bildraumes‘ soll die visuell gelenkte raum-zeitliche Orientierung (sinnliche Wahrnehmung) und die Wertorientierung (normatives Handeln) als eine zusammenhängende Operation in den Blick genommen werden. Vor-digitale Virtualität wird dabei als dynamische Gestaltung von künstlichen Umgebungen konkret auf der Bildfläche und als mentales und imaginäres Phänomen ver- standen. Das Projekt untersucht Wissens- und Bildräume der Verhandlung und Erziehung, in denen Tu- gendkonstellationen im Sinne von virtus (Kraft, Möglichkeit, Fähigkeit) und virtuositas (Kunstfertigkeit, An- gemessenheit), als Raum-, Bewegungs- und Körpermodelle wirksam werden. Die zwei Arbeitsbereiche konzentrieren sich auf eine vormoderne politische Epistemologie und Didaktik im Sinne einer phänomenologischen und praxeologisch gewendeten Bild- und Raumforschung (Lefebvre 1974/2006; Rancière 2006). Um die Herausbildung von Normen in vormodernen virtuellen Bildräumen to- pologisch zu verorten, werden immersive (UP C04.1 Virtualität der Verhandlung. Tugendordnung, Immersion und Inversion) und imaginative (UP C04.2 Imaginäre Lebensführung. Epistemische Bildräume und edukative Topologien) Bildräume untersucht. Zum einen sind dies gouvernementale und administrative Umgebungen (Gerichts-, Konsistoriums-, Audienzräume) und die an Handlungsformen orientierte Vermittlung abstrakter Werte (Recht, Politik, Herrschaft) über Tugendfigurationen. Zum anderen sollen Lebensallegorien (Seelenreise, Tugendweg) in edukativen Kontexten als Verkörperungen untersucht werden, die auf eine mentale oder reale Aktivierung des Körpers durch den Bildraum abzielen. Die Analyse künstlerischer Darstellungstechniken, welche die Ordnung des natürlichen Sehvorgangs gezielt imitieren, sollen mit Ansätzen aus der Verkörperungstheorie (Krois 2011; Smith 2017) zusammengeführt werden, um kognitive und multisensorische Aspekte normativer Bildräume zu erfassen. Diese bipolare Auseinandersetzung mit der Konstitution vormoderner Virtualität verspricht, das Wissen über die Funktion von topologischen und normativen Ordnungen zu vertiefen, um darüber die Bedeutung von virtus-Modellen zu präzisieren. Dabei wird gleichzeitig eine historische Perspektive zu anderen zentralen Fragestellungen des SFB entwickelt, die mit ausgewählten Teilprojekten in einen intensiven Austausch gebracht werden soll.
DFG-Verfahren Sonderforschungsbereiche
Antragstellende Institution Ruhr-Universität Bochum
Teilprojektleiterin Professorin Dr. Carolin Behrmann
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung