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Perioperatives Immunsuppressives Management nach Lebertransplantation im Langzeitverlauf – eine randomisierte klinische Studie

Fachliche Zuordnung Allgemein- und Viszeralchirurgie
Förderung Förderung seit 2025
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 518501032
 
Die Immunsuppression (IS) nach Lebertransplantation (LT) wird individuell zur Rejektionsprophylaxe an die Komorbidität fortwährend als Balanceakt nach dem Prinzip "so wenig wie möglich und so viel wie nötig" meist als Kombination mit einem Calcineurininhibitor und einer antiproliferativen Substanz wie Mycophenolat oder Everolimus angepasst. Im Langzeitverlauf nach LT müssen sich Patienten durchschnittlich einem chirurgischen Eingriff unterziehen. Aufgrund der befürchteten Wundheilstörungen, die durch antiproliferative Substanzen entstehen können, wird die IS perioperativ ohne zuverlässige Evidenz zentrumsspezifisch z.B. auf Monotherapie mit Tacrolimus (Tac) umgestellt und kann dadurch den Balanceakt ohne Nutzen nachhaltig stören. Die Leber als transplantiertes Organ ist immunologisch privilegiert, und es ist sehr wahrscheinlich, dass in vielen Fällen im Langzeitverlauf gar keine Immunsuppression mehr benötigt wird. Diese spontane Toleranz und die Neigung hierfür können für chirurgische Eingriffe genutzt werden. Nicht zuletzt auf Anregung von Patienten, die ihre IS in vielen Szenarien absetzten und die ihre IS mit exzellenter Disziplin einnehmen, ist die vorliegende Studienidee entstanden. In der geplanten multizentrischen, prospektiven, randomisierten Nichtunterlegenheitsstudie soll die Bedeutung der perioperativen IS-Umstellung bei Patienten im Langzeitverlauf nach LT geklärt werden. Die aufgestellte Hypothese ist ein fehlender Nutzen der perioperativen IS-Umstellung und Risikoerhöhung für das Auftreten unerwünschter Wirkungen im Vergleich zu einer IS-Pause. Hierfür sollen insgesamt 252 Patienten aus zehn deutschen Transplantzentren im Verhältnis 1:1 in zwei Arme randomisiert werden. Im Interventionsarm soll die IS ersatzlos pausiert und 2-4 Wochen nach dem Eingriff entsprechend der Voreinstellung wiedereingeführt werden. Im Kontrollarm umschließt alle zentrumsspezifischen Herangehensweisen hinsichtlich der perioperativen IS-Umstellung bzw. IS-Fortführung. Der primäre Endpunkt betrifft die Erfassung von perioperativen Komplikationen einschließlich der Transplantatdysfunktion gemessen am Clavien-Dindo-basierter Komplikationsindex (comprehensive complication index; CCI) als 90 Tage Morbidität. Die sekundären Endpunkte umfassen u.a. das Auftreten einer akuten Rejektion, IS-assoziierte Nebenwirkungen, Wartezeit auf die Operation, verursachte Kosten und stationäre Aufenthaltsdauer. Das primäre Ziel der Studie ist die Demonstration der Nichtunterlegenheit des Konzepts der perioperativen IS-Pause unter Zuhilfenahme der nicht unwahrscheinlichen Toleranz. Ein hypothetischer Beweis der Nichtunterlegenheit der Pausierung der maßgeschneiderten IS würde das perioperative Management deutlich vereinfachen, zahlreiche unnütze und ggf. gefährdende Schritte in der Nachsorge der LT-Patienten vermeiden und darüber hinaus Evidenz für den perioperativen Umgang mit der Immunsuppression in diesem Kontext erzeugen.
DFG-Verfahren Klinische Studien
Mitverantwortlich Dr. Ramin Raul Ossami Saidy
 
 

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