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Fremde Herrschaft manifestieren: Xenokratische Administration und ihre räumlich-visuelle Präsenz in den Südlichen Niederlanden im 17. und 18. Jahrhundert

Fachliche Zuordnung Kunstgeschichte
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 465372539
 
Angesichts der weiten Verbreitung von Xenokratie als Herrschaftstypus in der Frühen Neuzeit sowie der bedeutenden Rolle symbolischer Kommunikation für die Herstellung und Stabilisierung institutioneller Ordnungen in dieser Epoche, stellt sich die Frage nach der Vermittlung, Legitimierung und Wahrnehmung xenokratischer Herrschaftsverhältnisse in den beherrschten Provinzen mittels baulicher und bildlicher Medien besonders drängend. Das Teilprojekt nähert sich diesem von kunsthistorischer Seite für die Frühe Neuzeit bisher kaum systematisch untersuchten Themenfeld exemplarisch anhand einer konkreten Konstellation von Xenokratie, die im Untersuchungszeitraum zudem einen Wechsel der Oberherrschaft erfahren hat: der Statthalterschaft der Südlichen Niederlande im späten 17. und 18. Jahrhundert. Unterprojekt A widmet sich dem Wittelsbacher Kurfürsten Max Emanuel (Statthalter 1692-1706), als das Territorium noch zu den Besitzungen der spanischen Linie der Habsburger gehörte (1522/56-1714), während Unterprojekt B dieselbe Region im ausgehenden 18. Jahrhundert untersucht, als sie nach dem Spanischen Erbfolgekrieg an das Haus Österreich gefallen war (1714–1795). Hier interessiert besonders die Amtszeit des bevollmächtigten Ministers Georg Adam von Starhemberg (1770-83) unter dem Statthalter Karl Alexander von Lothringen (1744-80) sowie dem Statthalterpaar Marie Christine von Österreich und Albert Kasimir von Sachsen-Teschen (1780-93). Es handelte sich dabei um eine Xenokratie unter den Bedingungen kultureller Nähe, denn zwischen den Südlichen Niederlanden und Spanien bzw. Österreich bestanden schon im Vorfeld vielfältige Verflechtungen und Austauschbeziehungen. Dennoch waren Fremdheitsvorstellungen ein konstitutives Element der Herrschaftswahrnehmung. Das Spektrum der zu untersuchenden Objekte ist vielfältig. Es umfasst Bau- und Ausstattungsprojekte als Bühnen von zeremoniellen und rituellen Handlungsformen, in denen sich die fremde Herrschaft vor Ort Geltung verschaffte und die der Interaktion von Herrschaft und Beherrschten einen räumlichen und bildmedialen Rahmen gaben, zugleich aber auch eigenständige Wahrnehmungs-, Rezeptions- und Transformationsprozesse in Gang setzen konnten: Paläste und Landsitze von Gouverneuren und leitenden Beamten, Porträts von Herrschern und Amtsträgern samt ihrer Präsentation vom Palast bis zum druckgraphischen Medium sind von Interesse. Überdies sollen mobile bzw. ephemer-performative Formen der visuellen Interaktion und Kommunikation mit der lokalen Bevölkerung, etwa im Rahmen von Festkultur und Herrscherkult (Umzüge oder Empfänge, aber auch Medaillen) Berücksichtigung finden. Anhand dieser Materialien werden Dynamiken der Ausübung von Xenokratie vor Ort in vergleichender Perspektive ebenso untersucht wie die Rolle, die bauliche und bildliche Medien bei der Darstellung xenokratischer Herrschaft sowie für die Stabilisierung oder den sukzessiven Abbau mit ihr verbundener Fremdheitszuschreibungen spielten.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
 
 

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