Detailseite
Selbstorganisierung und horizontale Bindungskräfte: Lokale Autoritäten im antiken Judentum vom 6. Jahrhundert v. Chr. bis zum 1. Jahrhundert n. Chr.
Antragstellerin
Professorin Dr. Barbara Schmitz
Fachliche Zuordnung
Katholische Theologie
Förderung
Förderung seit 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 517261575
Das Projekt untersucht die durch lokale Autoritäten initiierten Selbstorganisierungsprozesse vom 6. Jahrhundert v. Chr. bis zum 1. Jahrhundert n. Chr. und fragt sowohl nach den horizontalen Bindungskräften als auch nach ihrer Relation zu der lokalen judäischen Gemeinschaft und zu den Regelungsprozessen der Gesellschaft vor Ort. Die Gruppe der lokalen Autoritäten in den judäischen Gemeinschaften, die meist informell und zudem kollegial organisiert ist, gestaltet über geteilte Regelungsbedürfnisse Governance-Prozesse auf lokaler Ebene. In urbanen, zivilgesellschaftlich komplexen Räumen oder auch in rural strukturierten Regionen wird die Entwicklung der lokalen Autoritäten und ihre Bedeutung für die Selbstorganisierung der judäischen Gemeinschaften in dem gut 600-jährigen Untersuchungszeitraum, an verschiedenen Orten (Judäa, Diaspora) und unter verschiedenen staatlichen Rahmenbedingungen (Babylonien, Persien, hellenistische Königreiche, Rom) analysiert. Ziel des Projektes ist es, sowohl diachron die historische Entwicklung der lokalen Autoritäten als auch synchron ihre Funktion und Bedeutung für die zeitgenössische judäische Gemeinschaft und die lokale Gesellschaft zu untersuchen. Dazu werden die Quellen in zwei Dissertationen nach ‚historiographisch‘ orientierten Texten (bzw. theologisch geprägter historisch-erzählender Geschichtsschreibung) und fiktionalen Erzählungen differenziert. Als parallel angelegte Fallstudien unterscheiden sie sich daher notwendigerweise in ihrem methodischen Vorgehen, verfolgen aber beide konzeptionell die zentrale Fragestellung, horizontale Bindungskräfte in den Selbstorganisierungsprozessen auf lokaler Ebene unter den Aspekten von Regelungsbedürfnissen, Kohäsion und Anerkennung an ihren jeweiligen Materialbeständen zu untersuchen. Aufgrund der langen Zeitdauer, der geographischen Diversität und der daraus resultierenden unterschiedlichen staatlichen Rahmenbedingungen sind komparative Auswertungen in der longue durée möglich, um die Komplexität und Differenziertheit horizontaler Bindungskräfte in unterschiedlichen staatlichen und lokalen Ordnungsarrangements spezifizieren zu können.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen