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Tanz/Musik digital

Antragstellerinnen / Antragsteller Dr. Vera Grund; Professor Dr. Andreas Münzmay
Fachliche Zuordnung Musikwissenschaften
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 517032741
 
Eine zentrale Herausforderung der historischen Tanzforschung besteht in der Ephemerität der Kunstform Tanz. Insbesondere Ballette der Vormoderne sind für gewöhnlich ohne Choreographienotate überliefert. Projektziel ist es daher, erstmals eine Editionsmethode zu entwickeln, mit der die Informationen der vielgestaltigen Quellen zum Tanz – ikonographische Dokumente, Musikalien, Schauspiel- und Rhetorikschulen, Archivdokumente – in einem umfassenden multimodalen Strukturmodell digital verknüpft werden können. Der Ansatz des Projektes trägt der Interdisziplinarität von Tanz und Musik in besonderer Weise dadurch Rechnung, dass vierdimensionale Bewegungsanalysen (Raumdimensionen und zeitliche Progression), Visualisierungen und Analysen von Tanzposen, animierte Gesten und Tanzschritte mit Informationen aus der Musik, aus Bildern und aus Texten verbunden werden. Für die technische Realisierung ist dabei zum einen die Weiterentwicklung und Adaption der in anderen Kontexten bereits als Prototyp erprobten MovEngine-Technologie zentral. Basierend auf der Semantik von Tanznotationen ermöglicht die von dem Tanzwissenschaftler Henner Drewes konzipierte MovEngine – im Unterschied zu den verbreiteteren Animationstechnologien, die einen unmittelbaren Notationsbezug nicht ermöglichen – eine formale Beschreibung und Modellierungen von menschlicher Körperbewegung. Zum anderen wird die für digitale Musikedition etablierte Edirom-Technologie um ein Modul für Bewegungsdarstellung ergänzt, in welchem die mit MovEngine erstellten Bewegungsanimationen mit Musik-, Bild- und Textdaten editorisch verknüpft und synchron dargestellt werden können. Dieses integrale Editionsmodell wird anhand von Franz Anton Hilverdings und Joseph Starzers Ballett La Guirlande enchantée (1757) konkret aufgebaut und erprobt. Seine tanzhistorische Stellung im Reformkontext des Wiener Repertoires des mittleren 18. Jahrhunderts, seine Stilistik zwischen barocker „haute danse“ und pantomimischen Handlungsballett sowie die besonders vollständige und vielgestaltige Quellenlage (Musikhandschriften, ikonographische Darstellungen, szenische Beschreibung, Aufführungschronologie) prädestinieren dieses Ballett als Fallbeispiel für das Forschungsvorhaben Tanz/Musik digital. Die im Projekt inhaltlich wie technologisch erarbeitete multimodale digitale Tanz/Musik-Edition wird über ein Projektportal online nutzbar gemacht; zugleich werden alle Daten unter Nutzung der Dienste des Konsortiums NFDI4Culture nach den FAIR-Prinzipien nachhaltig nachnutzbar gemacht. Dies betrifft sowohl die Dokumentation des Datenmodells und die gesamten XML-Forschungsdaten (Editionsdaten) als auch die Weiterentwicklungen der Software-Werkzeuge MovEngine und Edirom. Die Edition zeigt modellhaft die Möglichkeiten eines disziplinübergreifenden (Musikwissenschaft, Tanzwissenschaft, Digital Humanities) integralen Forschungsdesigns für das bisher in der Forschung nicht bearbeitete Feld Tanz/Musik-Edition unter Einbezug des Aspekts Bewegung.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Frankreich, Österreich, USA
 
 

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