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Unterhavel-Region und Donaumoos-Region: ‚Gescheiterte‘ oder ‚erfolgreiche‘ Urbarmachung von Auen und Mooren? – eine vergleichende Analyse

Fachliche Zuordnung Physische Geographie
Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 509915008
 
In Mitteleuropa gibt es große Gebiete mit Auen- und angrenzenden Moorökosystemen, die sich während des Holozäns als Ergebnis teils gekoppelter hydro-sedimentärer Prozesse entwickelten. Diese beiden genetisch verknüpften Ökosysteme blieben bis zum späten Mittelalter, teils bis zur vorindustriellen Neuzeit, in einem naturnahen Zustand. Danach wurden große Teile der flussnahen Auen und Moore durch menschliche Eingriffe wie Abholzung, Landgewinnung und Wasserbau massiv verändert. In den Auen setzten die Eingriffe zuerst ein, wohingegen in den Mooren umfangreiche Landgewinnungsmaßnahmen im Rahmen zentral geplanter Binnenkolonisation erst im 17. und 18. Jahrhundert meist abrupt begannen. In der Folge wurden die semi-terrestrische Ökosysteme häufig zerstört und die ländlichen sozioökonomische Strukturen erheblich verändert, u. a. durch die gesteuerte Einwanderung. Diese Prozesse könnten zu ‘großen Übergängen‘ der fluvialen sozioökologischen Systeme geführt haben. Im Rahmen des Schwerpunktprogramms 2361 ‘Auf dem Weg zur fluvialen Anthroposphäre‘ fragen wir, ob bzw. ab wann bestimmte Auen und angrenzende Moore als ‘Fluviale Anthroposphäre‘ verstanden werden müssen und welche sozioökologischen Prozesse zu ihrer Entwicklung beitrugen. Die retrospektive Untersuchung dieser Prozesse hilft uns auch, aktuelle Auswirkungen von Klimawandel und menschlichen Eingriffen auf diese empfindlichen sozioökologischen Systeme besser zu verstehen. Das Hauptziel des interdisziplinären Projekts ist eine vergleichende Bewertung von Landnutzung, Urbarmachung, Wasserbau und ökologischen Veränderungen in zwei fluvialen sozioökologischen Systemen in Mitteleuropa: Die Region der Unteren Havel und die Region um das Donaumoos. Hier werden wir die menschlichen Eingriffe mit einem multimethodischen Ansatz rekonstruieren. Wir werden unsere Befunde aus der historischen Archäologie, den Geowissenschaften und der Pflanzenökologie synthetisieren, um Umweltreaktionen, sozioökologischen Rückkopplungen und ihre räumlich-zeitliche Variabilität in beiden Untersuchungsregionen besser zu verstehen. Mit dieser Synthese wollen wir die potentiell ‘großen Übergänge‘ von natürlichen Auen und angrenzenden Mooren hin zur ‘Fluvialen Anthroposphäre´‘ erfassen. Dies wird es uns auch ermöglichen, durch Umweltzwänge initiierte sozioökonomische Pfadabhängigkeiten nachzuvollziehen. Obwohl der zeitliche Fokus auf dem Mittelalter und der vorindustriellen Neuzeit liegt, werden auch frühere Umweltphasen berücksichtigt, um die holozänen Grenzbedingungen zu ermitteln. Um die Wechselwirkungen zwischen Klima, hydro-sedimentärer Dynamik, Vegetation, Gesellschaft und materieller Kultur sowie sozioökologische Übergänge zu erfassen, verfolgen wir einen disziplinübergreifenden (semi-)quantitativen Ansatz. Dies wird es uns auch ermöglichen, eine sozio-ökologische Risikobewertung in Bezug auf den Klimawandel sowie einen Beitrag zu den Diskussionen über kulturelles Erbe, Renaturierung und Wiedervernässung zu leisten.
DFG-Verfahren Schwerpunktprogramme
 
 

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