Detailseite
Osteuropäische Live-in Hilfen in häuslichen Versorgungsarrangements bei Demenz: informelle Versorgungskonzepte, Kommunikationsmacht und Sorgeverantwortung (Akronym TriaDe)
Antragstellerinnen / Antragsteller
Milena von Kutzleben, Ph.D.; Professor Dr. Jo Reichertz; Professor Dr. Mark Schweda
Fachliche Zuordnung
Empirische Sozialforschung
Public Health, Gesundheitsbezogene Versorgungsforschung, Sozial- und Arbeitsmedizin
Public Health, Gesundheitsbezogene Versorgungsforschung, Sozial- und Arbeitsmedizin
Förderung
Förderung seit 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 509885213
Die Mehrheit der in Deutschland lebenden Menschen mit Demenz wohnt in Privathaushalten. Der Leistungsumfang der gesetzlichen Pflegeversicherung reicht allerdings kaum aus, um die umfassenden Versorgungserfordernisse bei Demenz zu decken. Hier ergeben sich häufig Versorgungsengpässe, die von den betroffenen Familien kompensiert werden müssen. Eine Antwort auf diese Lücke in der Langzeitversorgung im häuslichen Setting sind Betreuungskräfte, die für einen begrenzten Zeitraum im Haushalt der versorgten Person wohnen: so genannte live-in Hilfen, die meist aus osteuropäischen Ländern stammen.Bislang fehlt es an empirischen Erkenntnissen und darauf gestützten ethischen Einschätzungen dazu, wie die beteiligten Personen ihren Alltag im Kontext undurchschaubarer organisatorischer und rechtlicher Rahmenbedingungen gestalten, wie sie ihr Zusammenleben und ihre Identität miteinander deuten und aushandeln und welche Rolle die Demenz dabei spielt. An diesem Forschungsdesiderat setzt das interdisziplinäre Projekt an. Gegenstand des Forschungsvorhabens ist die Triade bestehend aus der Person mit Demenz, den Angehörigen und wechselnden Live-in Hilfen. Ziel ist die Rekonstruktion der Kommunikationsprozesse und Interaktionsdynamiken, aufgrund derer die Versorgungsarrangements, in denen eine Person mit Demenz von einer osteuropäischen Live-in Hilfe betreut wird, von den Beteiligten im Alltag gestaltet werden. Dabei werden soziologische, versorgungswissenschaftliche und ethische Perspektiven miteinander verknüpft. Untersuchungsleitende theoretische Konzepte, die zugleich die jeweilige Perspektive der drei beteiligten Arbeitsbereiche definieren, sind die informellen Versorgungskonzepte, an denen sich die Akteur:innen in der Triade implizit und explizit orientieren, die Kommunikationsmacht, die es in der Triade kontinuierlich auszuhandeln gilt sowie die Zuschreibung und Aushandlung von Sorgeverantwortung in dieser Konstellation. Diese drei Perspektiven sind inhaltlich eng miteinander verknüpft und allenfalls analytisch voneinander zu trennen: Deutungsmuster zu Demenz und guter Versorgung bei Demenz, Erhalt und Wandel von Kommunikationsmacht und die moralische Perspektive sowie Intersektionalitätskategorien werden in allen drei Arbeitsbereichen relevant. Deshalb werden die jeweiligen Forschungsfragen immer wieder auch gemeinsam bearbeitet und die Analyseergebnisse kontinuierlich integriert.Die Untersuchung ist als ethnographische Feldstudie angelegt und soll acht Triaden über einen Zeitraum von zwölf Monaten im Mikrosetting des häuslichen Versorgungsarrangements begleiten. Bei den Feldbesuchen kommen teilnehmende Beobachtung, Gespräche/Interviews, Videoanalysen und Dementia Care Mapping zum Einsatz. Flankierend werden organisatorische und sozialrechtliche Rahmenbedingungen sowie medial vermittelte gesellschaftliche Diskurse untersucht. Die Auswertung der Daten erfolgt vor allem rekonstruktiv.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Mitverantwortliche
Professorin Dr. Lena Ansmann; Dr. Merle Weßel