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Petrus Woskan, 1680-1750: Das Leben und die Zeiten eines frühneuzeitlichen Kaufmanns
Antragstellerin
Bhaswati Bhattacharya, Ph.D.
Fachliche Zuordnung
Frühneuzeitliche Geschichte
Asienbezogene Wissenschaften
Soziologische Theorie
Wirtschafts- und Sozialgeschichte
Asienbezogene Wissenschaften
Soziologische Theorie
Wirtschafts- und Sozialgeschichte
Förderung
Förderung seit 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 509084460
Khwaja Petrus Woskan, ein katholischer armenischer Händler, verließ New Julfa in Richtung Madras 1705 n.Chr. Als er 1750 starb, war er der bekannteste Armenier in der Stadt. Er verfasste ein einzigartiges autobiographisches Testament, das ein Musterbeispiel eines sozialen Aufstiegs von „vom Tellerwäscher zum Millionär“ darstellt. Im Projekt wird eine kritisch kommentierte Ausgabe des bislang nicht publizierten Archivdokuments erstellt.Wie baute ein Händler, nach eigenem Bekunden ohne Unterstützung von Familie oder Freunden, seine Karriere auf? Was sagt uns sein Erfolg über die politische Ökonomie des Indischen Ozeans? Im Gegensatz zu der weithin akzeptierten Ansicht, dass das Netzwerk des armenischen Handels ein exklusives Bündnis apostolischer Armenier aus New Julfa (Aslanian 2011) war, liefert dieses Dokument wesentliche Informationen zur Rolle armenischer Katholiken im globalen Handel. Es erzählt von einer kosmopolitischen Welt, in der Migranten in einer fremden Gesellschaft aufgrund ihrer eigenen Unternehmung über Kapital verfügen und Handelsnetzwerke aufbauen konnten, die die halbe Welt umspannten. Zudem hilft es uns zu verstehen, wie ein einzelner Händler mit den umfassenderen Prozessen und Strukturen der Weltgeschichte umging während er interkulturelle und transregionale Netzwerke über die imperialen Grenzen hinweg aufbaute und sich darin einen Platz schuf.Darüber hinaus wirft das Dokument ein neues Licht auf die Beziehungen zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer und zwischen Zentrum und Peripherie als Aspekte der Handelsnetzwerke. (Braudel 1986; Markovits 2001). Es erweist sich als notwendig, den größeren Kontext von polyglotten Häfen und globalen wirtschaftlichen Beziehungen zu verstehen, die Akteuren interkultureller Begegnungen und Austausche wie dem Autor des Testaments Möglichkeiten zum geschäftlichen Aufstieg gaben. Dabei werden Einsichten, die sich aus dem vorliegenden Testament ergeben, und andere rechtliche Dokumente mit Hilfe theoretischer Perspektiven der Institutionenökonomik, (Greif 2006; Hart 2017), der Unternehmensgeschichte (Dekker, Kipping and Wadhwani 2015; Roy 2018), der anglo-indischen Rechtsgeschichte, der Feldtheorie (Bourdieu 2002) und des asiatischen Kosmopolitanismus (Lefèvre et al 2015; Subrahmanyam 2018) genutzt, um die Organisation der Handelsaktivitäten von Petrus Woskan und seiner Partner zu erklären. Betont wird zudem die Wichtigkeit etischer Quellen für eine Rekonstruktion der interkulturellen Handelskultur dieser Zeit.Entstehen wird dabei ein hybrides Werk aus einem E-Book und einem gedruckten Buch bestehend, vergleichbar dem kürzlich veröffentlichten Text der Reisebeschreibung des Minas Bžškeanć zu Osteuropa (Kovács and Grigoryan 2019). Der Text wird zusammen mit einer kommentierten Einleitung einen wichtigen Beitrag zum eingehenderen Verständnis der Organisation des globalen Handels im Indischen Ozean und insbesondere des Lebens liminaler diasporischer Händler in der führen Moderne liefern.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen