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Pronomen als Konstruktionsnetzwerk: Gebrauchsbasierte Analysen von Verfahren der Personenreferenz in verbal-mündlicher Interaktion

Antragsteller Dr. Jens Philipp Lanwer
Fachliche Zuordnung Einzelsprachwissenschaften, Historische Linguistik
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 457855466
 
Das Projekt ist Teil der Forschungsgruppe „Praktiken der Personenreferenz: Personal-, Indefinit- und Demonstrativpronomen im Gebrauch“. Im Fokus des Teilprojektes steht der Pronomengebrauch in verbal-mündlicher Interaktion. In Bezug auf das Deutsche sind interaktive Verfahren der Herstellung von Referenz mithilfe pronominaler Ausdrücke bisher kaum untersucht. Zugleich ist wenig bekannt über die Systematik klitischer Formen sowie die Einbindung von Pronomen in größere, vorfabrizierte sprachliche Einheiten im alltäglichen Sprachgebrauch. Diese Desiderata greift das Projekt aus einer konstruktionsgrammatischen Perspektive auf, die Interaktions- und Konstruktionsanalyse verbindet. Ziel des Projektes ist eine datengeleitete Beschreibung des deutschen Pronominalsystems unter Berücksichtigung phonologischer (lautlich-segmentale Struktur und Aktzentuierung) und syntaktischer (Kollokationsprofile) Eigenschaften in Verbindung mit Aspekten der Konzeptualisierung von Szenen (construal) und der Positionierung sozialer Akteure. Der Gegenstandsbereich wird dabei auf einsilbige Subjektpronomen im Singular eingegrenzt. Außerdem beschränkt sich die Untersuchung auf den Sprachgebrauch im norddeutschen Raum. Im Fokus steht der alltägliche Sprachgebrauch abseits der Basisdialekte. Als Datengrundlage dient ein Korpus norddeutscher Tischgespräche, das 18 Gesprächsaufnahmen mit einem Umfang von 26 Std. und 350.296 Token enthält. Die Gespräche sind im Rahmen des DFG-Projektes „Sprachvariation in Norddeutschland“ (SiN) erhoben und für das geplante Forschungsvorhaben gesondert aufbereitet worden. Die Daten liegen als zeitalignierte Minimaltranskripte vor, die zusätzlich mit einem automatisierten Part-of-speech-Tagging versehen wurden. Die Analyse der Daten erfolgt mithilfe einer statistisch fundierten Kollektionsanalyse. Das Verfahren macht Anleihen bei der Methode der Kollektionsanalyse aus dem Bereich der Conversational Analysis und verbindet diese mit strukturentdeckenden Verfahren aus dem Bereich der statistischen Netzwerkanalyse. Mittels der statistisch fundierten Kollektionsanalyse lassen sich über den systematischen Vergleich parametrisierter Einzelfallanalysen ähnlichkeitsbasierte Fall-Cluster bilden und so Muster in empirischen Daten entdecken, die wiederum als Konstruktionen interpretiert und als Konstruktionsnetzwerk modelliert werden können. Erkenntnisleitende Fragen der Studie sind: (1) Welche morpho-phonoligischen Ausdifferenzierungen des betrachteten pronominalen Teilsystems lassen sich mithilfe des datengeleiteten Verfahrens rekonstruieren, (2) wie stehen diese im Zusammenhang mit den beobachtbaren Kollokationsprofilen und (3) welche Rolle spielen die funktionalen Dimensionen der Konzeptualisierung und Positionierung für die Analyse des Pronomengebrauchs im (nord)deutschen Sprachgebrauch. Auf einer übergeordneten Ebene sind theoretische ebenso wie methodische Implikationen für die gebrauchsbasierte Grammatikbeschreibung zu erwarten.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
 
 

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