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Mapping der jüdischen Avantgarde in Ostmitteleuropa. Netzwerk zwischen Lokalität und Transnationalität.
Antragstellerin
Malgorzata Stolarska-Fronia, Ph.D.
Fachliche Zuordnung
Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft; Kulturwissenschaft
Kunstgeschichte
Religionswissenschaft und Judaistik
Kunstgeschichte
Religionswissenschaft und Judaistik
Förderung
Förderung seit 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 505204432
Das Projekt untersucht die jüdische Avantgarde in der bildenden Kunst als eine breite, kulturelle Bewegung, die im internationalen Netz der Avantgarde veranckert ist.Die jüdische Avantgarde war ein kulturelles, transnationales Phänomen und engagierte Kunstschaffende, die zwischen 1912 und 1939 in künstlerischen Milieus in Russland/ Sowjetunion, Polen, der Ukraine, Weißrussland, Litauen, Deutschland, Österreich und Rumänien tätig waren. Sie bestand sowohl aus formellen Gruppen ( z.B. Die Pathetiker, Jung Jiddisch, Di Khaljastre, Kultur-Lige) als auch aus einzelnen Künstler, die auf der Suche nach dem Ausdruck der neuen jüdischen Identität durch Kunst ausgerichtet waren. Dieses Phänomen hatte einen hybriden Charakter, da es neben den für die gesamte Avantgarde-Bewegung charakteristischen Merkmalen auch Hinweise auf die jüdische Tradition und Philosophie wie die chassidische Spiritualität, messianische und apokalyptische Begriffe enthielt. Die jüdische Avantgarde umfasste Künstler, Schriftsteller, Dichter, Theater- und Filmemacher. Ihr gemeinsames Ziel war es, eine neue jüdische Kunst zu schaffen, die unabhängig und doch gleichwertig mit anderen Kunstbewegungen ist und zudem das zeitgenössische jüdische Publikum anspricht.Das Projekt umfasst mehr als drei Jahre Forschung mit dem Ziel der Publikation einer englischsprachigen Monographie über das internationale Netzwerk der jüdischen Avantgarde in der Zwischenkriegszeit. Das Hauptforschungsziel besteht darin, die Entwicklung von Diskursen über die Kunst jüdischer Künstler zu rekonstruieren, die im formellen und informellen künstlerischen Milieu in Mittel- und Osteuropa entstanden sind. Gegenstand der Analyse sind die in der jüdischen Presse veröffentlichten Ausgangstexte (auf Jiddisch, Russisch, Ukrainisch, Polnisch und Deutsch), Manifeste, Memoiren und philosophische Schriften. Anschließend werden die grundlegenden Merkmale dieses Diskurses unterschieden. Zusammen mit den eigentlichen Kunstwerken dienen diese Merkmale als Material für die Analyse von Ideen, die die jüdische Avantgarde charakterisieren, sowie als Grundlage für die vergleichende Analyse, die die Dynamik ihres Netzwerks rekonstruieren wird. Die Analyse wird die einzigartigen formalen und ideologischen Merkmale der Herangehensweise jüdischer Künstler an ihre eigene Arbeit sowie die Art und Weise, wie diese Arbeit von Kunstkritikern wahrgenommen wurde, abdecken.Dieses Forschungsprojekt strebt einen transmedialen und interdisziplinären Ansatz an, wird sich jedoch hauptsächlich auf die bildende Kunst konzentrieren. Aufgrund des hybriden und dynamischen Charakters des jüdischen Avantgarde-Milieus werden für die Forschung Werkzeuge und Methoden eingesetzt, die über die traditionellen Methoden der Kunstgeschichte hinausgehen. So wird ein interdisziplinärer Ansatz umgesetzt, der in der Kunst- und Kulturgeschichtssoziologie verwendeten Perspektive nahe kommt.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen