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Klangräume des Mittelalters

Fachliche Zuordnung Mittelalterliche Geschichte
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 503851652
 
Der Band untersucht systematisch die Konstituierung von Räumen durch Klänge im Mittelalter und schließt damit eine Forschungslücke. Er nutzt dazu das Konzept der modernen Sound studies und fragt nach dessen Perspektiven in einer Epoche, in der weder Schallmessung noch Tonaufzeichnung zur Verfügung standen. Der Zugang zu den Klängen des Mittelters erfolgt allein über dessen zeitgenössische sprachliche (und weit seltener bildliche) Fixierung; Klang wurde Text. Diese Verbalisierung lässt neben der situativen Einbettung des Klangereignisses dessen funktionale, emotionale oder ordnungsbezogene Deutung erkennen. Sie liefert damit Informationen zur sozial und kulturell variablen Konstruktion von Klängen. Der Klang der Glocke etwa war über den phsykalischen Schall hinaus Handlungsappell oder Zeichen der Ordung und er markierte zugleich den rechtlichen und sozialen Geltungsraum dieses Zeichens. Der Band erweitert durch diese Betrachtung das Paradigma der symbolischen Kommunikation neben Zeichen und Gesten um eine weitere nonverbale Sprachebene.Der Sammelband verbindet die multiperspektivische und interdisziplinäre Bestandsaufnahme des Phänomens Klangräume mit strukturienden grundsätzlichen Zugängen. Dies sind :(a) Klänge bestimmter Lebensräume, Gruppen oder Kulturen, (b) die Normierung und Regulierung von Klängen und (c) die dadurch eintretende Strukturierung von Räumen durch Klänge. Methodologisch ausgreifende Fragen nach den Hör- und Vorstellungswelten des Mittelalters, nach den Techniken sprachlicher und bildlicher Fixierung von Klängen und nach der Semantik dieser akustisch-sprachlichen Konstruktionen gehen dem voraus.Zum Inhalt: Vorstellungen vom Hören präsentiert der Musikhistoriker Karl Kügle (Oxford), Mirko Breitenstein (Dresden) das Schweigen im Kloster als Antipoden des Klangraums. Der Kunsthistoriker Björn Renko Tammen (Wien) widmet sich der Musikikonologie, der Germanist Jean-Marie Fritz (Dijon) demonstriert Techniken der literarischen Klangfixierung, während Harald Müller (Aachen), epistemologische Aspekte der Spracheinkleidungen thematisiert. Pierre Monnet (Paris/Frankfurt a.M.) entwirft ein vielgestaltiges Panorama der Klanglandschaft Stadt, Hiram Kümper (Mannheim) eine Akustik der deutschen Rechtsgeschichte. Nonverbale Kommunikation und Performanz verbinden sich in den Beiträgen von Martina Giese (Würzburg) zur Jagd und des Byzantinisten Michael Grünbart (Münster) zur Hofkultur in Konstantinopel. Die Hörkulturen der Juden, Christen und Muslime machen sich die Judaistin Alexandra Cuffel (Bochum) insgesamt und Nikolas Jaspert (Heidelberg) für die Welt des Islam auf der Iberischen Halbinsel zur Aufgabe.Die Zusammenfassung aus der Feder von Martin Clauss (Chemnitz) unterstreicht, dass hier eine thematisch breite, in der Betrachtungsperspektive abgestimmte und nicht zuletzt methodisch sensible Vermessung der Klangräume als soziale und kulturelle Phänomene vorliegt. Sie wird der Klangforschung in internationaler Sicht starke Impulse geben.
DFG-Verfahren Publikationsbeihilfen
Beteiligte Person Professor Dr. Nikolas Jaspert
 
 

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