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Geschlechter- und Klassenverhältnisse in Athen zu Zeiten der Austerität

Fachliche Zuordnung Humangeographie
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 503478638
 
Basierend auf Geschichten von Frauen, die sich kollektiv gegen Austeritätsmaßnahmen organisiert haben, liefert das Projekt eine umfassende, multiperspektivische und aktuelle Beschreibung der Krise in Athen zwischen Mitte der 2010er Jahre und heute. Diese wird insofern umfassend sein, als sie sowohl Geschlechter- als auch Klassenverhältnisse einbezieht; multiperspektivisch, als sie Bewegungs-, stadtpolitische und Alltagsperspektiven zusammenbringt; und aktuell, als sie sich auf die Prozesse konzentriert, die in Athen gegenwärtig Geschlecht und Klasse konstituieren. Der Krise, in der sich die griechische Gesellschaft seit 2010 befindet, wurde mit Strukturanpassungsprogrammen begegnet. Der aggressive interne Abwertungsprozess und die daraus resultierende anhaltende Rezession haben alle Aspekte der sozialen Reproduktion und ihrer Geographien in Frage gestellt. Die fundamentalen und schnellen Veränderungen haben Unzufriedenheiten genährt, soziale Bewegungen mobilisiert und Formen der kollektiven Organisation im und durch den Raum hervorgerufen. Indem das Projekt von dieser Konstellation ausgeht, liefert es einen Beitrag sowohl zu Debatten um Krise, Austerität und soziale Bewegungen als auch zu Theoriedebatten zu Geschlecht und Klasse in der Humangeographie und darüber hinaus. Es werden zwei Fallstudien untersucht, in denen Geschlecht und Klasse für die Selbstorganisation relevant wurden: der Kampf der 595 Reinigungsfachkräfte des Finanzministeriums und das Bewohner*innenkommittee von Exarcheia. Mittels zwölf narrativer Interviews, einer einjährigen teilnehmenden Beobachtung sowie der Sammlung von Veröffentlichungen wurde 2015/16 reichhaltiges empirisches Material zusammengetragen. In dessen theoriegeleiteter Interpretation wurden vier Dimensionen der Auseinandersetzungen im Kontext der Einheit von Produktion und sozialer Reproduktion identifiziert: Raum, Zeit, Solidarität und Emotionen. Diese strukturieren die nun anstehende eingehende Interpretation (Arbeitspaket 1). In allen vier Dimensionen fanden während der Krise Prozesse der Enteignung durch Austerität gegen Aneignungsversuche der Bewegungen statt. Indem Frauen darum stritten, die Kontrolle über ihr Leben wiederzuerlangen, wurden dabei Geschlechter- und Klassenverhältnisse angefochten und verändert. Die eingehende Interpretation des Materials erfolgt diskursanalytisch mittels codierender Verfahren unten Nutzung der Software MAXQDA. Im Sinne feministischer Methodologien erfolgt in Arbeitspaket 2 mittels Interviews und Gruppendiskussionen sowie in Workshops eine Rückbindung der Ergebnisse mit Informant*innen und der Zivilgesellschaft in Athen („member reflection“). In Arbeitspaket 3 schließlich folgen die finale Interpretation sowie die Veröffentlichung der Ergebnisse in akademischen Formaten und darüber hinaus, u.a. in Form eines Dokumentarfilms.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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