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Verzerrte Erwartungen und Arbeitsmärkte
Antragsteller
Professor Georg Dürnecker, Ph.D.; Professor Dr. Leo Kaas
Fachliche Zuordnung
Wirtschaftstheorie
Wirtschaftspolitik, Angewandte Volkswirtschaftslehre
Wirtschaftspolitik, Angewandte Volkswirtschaftslehre
Förderung
Förderung seit 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 501107822
Der in der theoretischen und quantitativen Arbeitsmarktforschung dominierende Ansatz zur Modellierung von Erwartungen beruht auf der Hypothese rationaler Erwartungsbildung. Demgemäß besitzen Haushalte und Unternehmen sämtliche relevanten Informationen hinsichtlich der stochastischen Prozesse, die individuellen und aggregierten Risiken zugrunde liegen. Dieser Ansatz vereinfacht die modelltheoretische Analyse, aber gleichzeitig ignoriert er die Auswirkungen von möglichen Erwartungsfehlern auf individueller und gesamtwirtschaftlicher Ebene. Abweichend von diesem Ansatz befassen sich neuere Forschungsarbeiten in der Arbeitsmarktökonomik mit Erwartungen von Arbeitnehmern, jedoch findet die Erwartungsbildung von Unternehmen bislang nur wenig Beachtung. Das vorliegende Projekt hat das Ziel, diese Lücke zu schließen und die Erwartungen von Unternehmen hinsichtlich ihrer künftigen Beschäftigungsentwicklung zu untersuchen und die Auswirkungen von möglichen Erwartungsfehlern auf die Arbeitsmarktdynamik im Rahmen einer theoretischen und quantitativen Modellanalyse zu bewerten. Das Projekt umfasst drei Arbeitspakete (AP). AP 1 legt die empirische Grundlage, indem es Befragungsdaten von deutschen Unternehmen analysiert und die Erwartungsfehler der Unternehmen und deren Variation mit Unternehmenseigenschaften, im Zeitverlauf und zwischen Regionen untersucht. Zusätzlich zur Betrachtung der bestehenden Datensätze planen wir die Erhebung von neuen Daten zu erwarteten und realisierten Neueinstellungen und Abgängen von Arbeitnehmern. AP 2 beinhaltet eine theoretische und quantitative Analyse der Frage, wie sich verzerrte Erwartungen auf den Markteintritt und -austritt, sowie das Wachstum von Unternehmen auswirken und somit über die resultierende gesamtwirtschaftliche Allokation von Arbeitskräften die aggregierte Produktivität beeinflussen. In AP 3 untersuchen wir die Effekte von verzerrten Erwartungen auf Arbeitslosigkeit, Arbeitnehmerströme und Lohndynamik. Als wesentliche Neuerung hinsichtlich der bestehenden Forschung betrachten wir zweiseitige Erwartungsfehler; demgemäß besitzen sowohl Unternehmen als auch Arbeitnehmer verzerrte Erwartungen. Wir verwenden eine kalibrierte Version des Modells, um zu untersuchen (1) welche Bedeutung die regionalen Unterschiede in den Erwartungsverzerrungen bei der Erklärung des schleppenden wirtschaftlichen Aufholprozesses der ostdeutschen Länder seit der Wiedervereinigung haben, und (2) wie die Arbeitsmarktreformen der 2000er Jahre über die Erwartungsbildung von Unternehmen und Arbeitnehmern die Arbeitsmarktergebnisse beeinflusst haben.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen