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Kants Theorie des Irrtums: Eine werksystematische Rekonstruktion
Antragsteller
Privatdozent Dr. Jörg Noller
Fachliche Zuordnung
Geschichte der Philosophie
Förderung
Förderung seit 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 495635215
Ziel dieses Forschungsprojekts ist es, Kants kritische Theorie des Irrtums zu rekonstruieren, und zwar nicht allein aus einer erkenntnistheoretischen Perspektive, sondern aus einer umfassenderen Perspektive seiner kritischen Philosophie, was (i) seine Transzendentalphilosophie, (ii) seine Moralphilosophie, (iii) seine Logik, (iv) seine Anthropologie und (v) seine politische (Aufklärungs-)Philosophie einschließt. Die im beantragten Projekt verfolgte generelle These lautet, dass sich Kants kritisches Werk durch den Begriff des Irrtums auf eine philosophisch überaus fruchtbare Weise erschließen lässt, indem dieser Begriff scheinbar disparate Bereiche seines philosophischen Oeuvres – wie etwa seine Anthropologie, Logik, Ethik und Erkenntnistheorie – systematisch aufeinander beziehen lässt. Der Begriff des Irrtums soll so als ein Integrationsbegriff ausgewiesen werden, der den systematischen Zusammenhang von Kants kritischer Philosophie demonstrieren kann. Eine solche Rekonstruktion wird dadurch motiviert, dass Kant an verschiedenen Stellen seines umfangreichen Werkes interessante Ausführungen über den Irrtum gibt, diese aber nicht in einen ausdrücklichen systematischen Zusammenhang bringt. Durch die geplante Rekonstruktion soll so ein Zugang zu Kants Werk möglich werden, der sich nicht an der Abfolge der drei Kritiken zu orientieren hat, sondern diese aus ganz verschiedenen Perspektiven mit Blick auf das komplexe Phänomen des Irrtums erschließen lässt. Oft kommt Kant nur indirekt auf den Irrtum zu sprechen, indem er Begriffe verwendet, die auf den ersten Blick nichts mit ihm zu tun zu haben scheinen, wie etwa den Begriff des Vernünftelns, des Scheins, der Dialektik und der Selbstlüge. Das Forschungsprojekt setzt sich zum Ziel, diese Begriffe in ein systematisches Verhältnis zu setzten und auf den Begriff des Irrtums zu beziehen. Die dem Forschungsprojekt zugrunde gelegte Methode soll insofern unter der Bezeichnung „werksystematische Rekonstruktion“ firmieren. In einem weiteren Schritt sollen abschließend anhand von Kants Begriff des gemeinen Menschenverstandes (sensus communis) Wege und Strategien aufgezeigt werden, wie der Irrtum methodisch vermieden werden kann. Die Ergebnisse des Forschungsprojekts sollen im Rahmen einer umfassenden deutschsprachigen Monographie (Arbeitstitel: „Kants Theorie des Irrtums“) veröffentlicht werden. Auch sollen die wichtigsten systematischen Einsichten kondensiert im Rahmen eines englischsprachigen Zeitschriftenaufsatzes publiziert werden.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen