Detailseite
Projekt Druckansicht

Ehrlichkeit ohne Grenzen? Eine multinationale Untersuchung des Zusammenspiels von Persönlichkeit und gesellschaftlichen Normen

Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Sozialpsychologie und Arbeits- und Organisationspsychologie
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 495389381
 
Zwei wesentliche Durchbrüche in der jüngeren Forschung zu Unehrlichkeit bestanden in der Demonstration einer grundlegenden Persönlichkeitseigenschaft, die dispositionelle Ehrlichkeit repräsentiert und in der Entwicklung von Verhaltensparadigmen, die eine eindeutige Messung tatsächlichen unehrlichen Verhaltens ermöglichen. In der Zusammenführung dieser Durchbrüche konnte aktuelle Forschung nachweisen, dass selbstberichtete dispositionelle Ehrlichkeit prädiktiv für tatsächliches unehrliches Verhalten (und somit valide) ist und die substanzielle interindividuelle Varianz in unehrlichem Verhalten zu erklären hilft. Allerdings stemmt die vorliegende empirische Evidenz fast ausschließlich von Deutschen Stichproben, was speziell deswegen eine relevante Einschränkung darstellt, weil Deutsche Stichproben ein – im internationalen Vergleich – weit überdurchschnittliches Maß an ehrlichem Verhalten zeigen. In Anbetracht jüngster Evidenz zur inter-gesellschaftlichen Heterogenität von Persönlichkeitseinflüssen besteht Anlass zu der Vermutung, dass der oben berichtete Zusammenhang substanziell kleiner ausfallen oder sich sogar umkehren könnte, wenn Stichproben aus Gesellschaften gezogen werden, die eine durchschnittliche oder sogar unterdurchschnittlich ausgeprägte gesellschaftliche Norm hinsichtlich Ehrlichkeit aufweisen. Speziell ist plausibel, dass gesellschaftliche Normen hinsichtlich Ehrlichkeit auch die Ehrlichkeit (und somit Validität) von Selbstberichten beeinflussen, sodass Selbstberichte nur dann verlässlich sind, wenn sie aus Populationen mit relativ ausgeprägten gesellschaftlichen Normen hinsichtlich Ehrlichkeit (wie in Deutschland) stammen. Weiterhin ist denkbar, dass hohe Ausprägungen in selbstberichteter Ehrlichkeit weniger die intrinsische Motivation zu ehrlichem Verhalten abbilden und vielmehr eine Motivation zu sozialer Konformität. Beide potentiellen Mechanismen stellen einige der fundamentalsten Annahmen über Ehrlichkeit als Persönlichkeitseigenschaft und deren (gängige) Messung infrage und sind daher dringend zu prüfen. Spezifisch ist eine Prüfung intergesellschaftlicher Heterogenität vonnöten, d.h. die Untersuchung des Zusammenhangs zwischen selbstberichteter Persönlichkeit und tatsächlichem Verhalten in Abhängigkeit von unterschiedlich ausgeprägten gesellschaftlichen Normen hinsichtlich Ehrlichkeit. Das Projekt untersucht daher die Konsistenz des genannten Zusammenhangs über 11 Länder/Gesellschaften hinweg, die zudem anhand spezifischer paarweiser Vergleiche eine Untersuchung potentieller treibender Faktoren für Heterogenität erlauben.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung