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Förderung technischer Denk-, Handlungs- und Arbeitsweisen im Vorschulalter durch sprachlich-gestische Modellierung
Antragsteller
Dr. Timo Reuter
Fachliche Zuordnung
Allgemeines und fachbezogenes Lehren und Lernen
Förderung
Förderung seit 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 493790467
Zu den Zielen einer frühen naturwissenschaftlich-technischen Bildung zählen gemäß Bildungsplänen der Bundesländer die Anbahnung von domänenübergreifenden Denk-, Handlungs- und Arbeitsweisen (DHA) sowie die Förderung von domänenspezifischem Inhaltswissen. Technisches Lernen kann im Vorschulalter durch eine aktive Auseinandersetzung der Kinder mit problembasierten Konstruktionsaufgaben und lernunterstützenden Maßnahmen durch die pädagogische Fachkraft (PFK) angeregt werden. Als eine lernunterstützende Maßnahme gilt in der Frühpädagogik das Modellieren, wonach die PFK hinsichtlich ihrer Sprache und ihres Verhaltens als Modell fungiert und die Kinder z. B. sprachlich und/oder gestisch zur Nachahmung anregt. Sprache ist eng mit Gesten verknüpft, beide können sich positiv auf das Lernen und das Problemlösen auswirken. Bislang wurde nicht untersucht, ob sich technische DHA und Inhaltswissen im Vorschulalter durch sprachliche und gestische Modellierung fördern lassen, wie sich technische DHA und domänenspezifisches Inhaltswissen wechselseitig beeinflussen und welche Rolle kognitive und sprachliche Fähigkeiten der Kinder dabei spielen. Um dieses Desiderat zu bearbeiten, soll eine Studie mit experimentellem Prä-Post-Follow-Up-Test Design mit 3 Experimental- (EG) und einer Kontrollgruppe (KG) realisiert werden. Die Stichprobe bilden 200 Kinder im Alter von 5 bis 6 Jahren. Die Intervention wird in einem 1:1-Setting aus Kind und Versuchsleiter/in (VL) durchgeführt. Die Kinder in den EG erhalten im Kontext einer Zahnradkonstruktionsaufgabe zunächst eine Instruktion zu technischen DHA und zur Drehrichtung von Zahnrädern. In EG 1 modelliert die/der VL technische DHA und die Drehrichtung von Zahnrädern sprachlich und gestisch, in EG 2 modelliert die/der VL rein sprachlich und in EG 3 rein gestisch. Kinder in der KG erhalten keine Instruktion. Anschließend an die Instruktion bearbeiten alle Kinder die Konstruktionsaufgabe. Die KG dient als Baseline und überprüft, ob es einen Lerneffekt durch die reine Aktivität, also das bearbeiten der Konstruktionsaufgabe ohne vorausgehende Instruktion gibt. Im Prä-, Post- und Follow-Up-Test bearbeiten die Kinder einen Inhaltswissenstest zu Zahnrädern sowie die Zahnradkonstruktionsaufgabe aus der Intervention. Im Post- und Follow-Up-Test wird zusätzlich eine Zahnradkonstruktionsaufgabe in einem von der Intervention verschiedenen Kontext (Transfer) erhoben. Die Bearbeitung der Konstruktionsaufgaben wird videographiert und technische DHA mit einem Kodiersystem erfasst. Vor der Intervention werden die exekutiven Funktionen (Arbeitsgedächtnis, Inhibition und kognitive Flexibilität), figurales Schlussfolgern, Sprachverständnis und mentale Rotationsfähigkeit bei jedem Kind erhoben. Die Ergebnisse lassen wichtige Hinweise erwarten, inwiefern Sprache, Gesten und das Zusammenspiel von Sprache und Gesten technisches Lernen im Vorschulalter in Abhängigkeit der individuellen Voraussetzungen der Kinder fördern können.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Mitverantwortlich(e)
Professorin Dr. Miriam Leuchter