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Paläobiogeographie und Evolution von Säugetieren und anderen terrestrischen Vertebraten aus dem Oberen Jura und der Unteren Kreide von Mitteleuropa

Fachliche Zuordnung Geologie
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 470333082
 
Der Obere Jura und die Untere Kreide waren Schlüsselperioden für dieEvolution terrestrischer Vertebraten, die u. a. durch das Erscheinen und dieRadiation der angiospermen Pflanzen getriggert wurde. Die jurassischenSäugerfaunen waren von Stamm-Säugetieren (z.B. Docodonten undMorganucodonten) und typischen mesozoischen Kronengruppen-Säugetieren wie Eutriconodonten, Multituberculaten und Dryolestidendominiert. Mit Ausnahme der Multituberculaten erlebten diese während derKreidezeit einen Niedergang und wurden von "Symmetrodonten" undStamm-Theria (Tribosphenida, Vorläufer der modernen Säuger) abgelöst.Eine ähnliche Entwicklung ist bei den Amphibien zu beobachten, bei denenzunehmend moderne Formen im Fossilbericht auftauchen und die Stamm-Salamander ablösen. Fundstellen mit oberjurassischen undunterkretazischen terrestrischen Wirbeltieren sind selten in Europa undbisher auf den Westen und Südwesten des Kontinents beschränkt. DieLokalitäten Langenberg am nördlichen Harzrand (Niedersachsen) und Balveim Sauerland (Nordrhein-Westfalen) bieten nun erstmals Einblicke in dieEvolution von Säugetieren des Oberen Juras (Kimmeridgium) und derUnteren Kreide (Barremium-Aptium) Mitteleuropas. Säugetiere wurden vomLangenberg erstmals 2015 gemeldet und die Fundstelle Balve wurde imJahr 2000 entdeckt. Neben einem verzwergten Sauropoden (Europasaurus),weiteren Dinosauriern und anderen terrestrischen Vertebraten hat derLangenberg Zähne eines großen Morganucodontiden und von Docodonten,sowie von Multituberculaten und Dryolestiden (Säugetiere im engerenSinne) geliefert. In Balve sind bisher Säugetierreste von drei Säugetier-Großgruppen, Multituberculaten, "Symmetrodonten" und Dryolestidennachgewiesen worden. Der Fund von zwei Säuger-Unterkiefern undartikulierten Skelettresten von Dinosauriern zeigt das Potenzial derFundstelle Balve für vollständigeres Material. Die Nachweise von zweiDryolestiden-Taxa sind mit die jüngsten in der nördlichen Hemisphäre undweisen darauf hin, dass Dryolestiden in der Unteren Kreide Europas diverserals bisher angenommen waren. Damit kann die früher geäußerte Hypothesegetestet werden, dass die prä-tribosphenischen Dryolestiden in Europa dasAufkommen der tribosphenischen Säugetiere (Stammlinienvertreter dermodernen Säugetiere mit abgeleiteter quetschend-reibender Zahnfunktion)verzögert haben. Den beiden Lokalitäten kommt eine wichtigeBrückenfunktion zwischen den westeuropäischen und den zentral- undostasiatischen Wirbeltierassoziationen zu. Darüber hinaus lassen sich hierbeispielhaft Isolationsphänomene auf dem oberjurassisch-unterkretazischenEuropäischen Archipel studieren, wie Gigantismus beim großwüchsigenMorganucodonten Storchodon (zusammen mit Verzwergung beiEuropasaurus) oder das lange Überleben von Taxa (möglicherweisejurassische Synapsiden; kretazische Dryolestiden). Damit bieten beideFundstellen erstmals Einblick in eine entscheidende Phase der Evolutionvon Säugetieren in Mitteleuropa.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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