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Trächtigkeitsaustausch bei Säugtieren - Partnerwahl oder Infantizidvermeidung ?
Antragstellerin
Professorin Dr. Jana Eccard
Fachliche Zuordnung
Evolution, Anthropologie
Förderung
Förderung seit 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 468213743
Der evolutionäre Anpassungswert biologischer Vorgänge im Tierreich ist manchmal nicht offensichtlich, da er auf spezifische soziale Konstellationen beschränkt sein kann. Beim Bruce Effekt (Bruce 1959) terminieren Säugetierweibchen eine frühe Trächtigkeit bei der Konfrontation mit neuen, unbekannten Männchen. Dies sollte mit hohen Kosten für das Weibchen verbunden sein, insbesonderen wenn man eine erweiterten Definition des Effekts zugrunde legt welcher der Abbruch nicht zu Beginn in der Trächtigkeit erfolgt. Trächtigkeitsabbruch wurde als eine Gegenstrategie zu potentieller, zukünftiger Kindstötung durch das Männchen diskutiert (infanticide avoidance), aber auch als Laborartefakt kritisiert, da er bei sehr vielen Nagetierarten nur im Labor beobachtet worden war. In Eccard et al. 2017 konnten wir aber erstmalig unter naturnahen Bedingen im Experiment an Kleinsäugern zeigen dass Weibchen auch im Freiland eine bestehende Trächtigkeit durch eine neue ersetzten wenn sie ein unbekanntes Männchen antrafen, was Fragen zu der funktionellen Bedeutung des Prozesses aufgeworfen hat. In diesem Projekt möchte ich den adaptiven Wert des Vorgangs untersuchen und hierbei auf weniger auf den Trächtigkeitsabbruch sondern vielmehr mehr auf den Ersatzes einer Vaterschaft durch ein neues Männchen fokussieren. Niedrige Populationsdichten zwingen Weibchen dazu in Paaren und mit Verwandten zu reproduzieren, so das der Ersatz des verwandten durch einen fremden Erzeuger der Inzuchtvermeidung dienen könnte und die genetischen Unterschiede zwischen den Eltern vergrößert (inbreeding avoidance). Auch könnte der Prozess schlicht eine sequenzielle Form der Partnerwahl darstellen (male quality), und sollte somit durch einen Qualitätsunterschied zwischen erstem und Ersatzmännchen manipulierbar sein. Diese Hypothesen werden in Freilandexperimenten an Nagetieren untersucht, und gegen die Infantizidvermeidungshypothese abgegrenzt indem eine Typisierung des infantizidalen Verhaltens der Ersatzmännchen vorgenommen wird. Auch mechanistische Erklärungen (z.B. mate guarding, harrassement) welche den Trächtigkeitsabbruch beim Weibchen auslösen könnten, werden mit Hilfe moderner Trackingtechnologie untersucht. Da Trächtigkeitsersatz bei sehr vielen verschiedenen Säugetierarten beobachtet werden kann, bietet dieses Projekt an Nagetieren ein generelles Verständnis der Anpassung reproduktiver Vorgänge an soziale Konstellationen und Partnerwahl.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen