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Dynamik des defensiven Verhaltens und Gedächtnis im Kontext von Stress und annähernder sozialer Bedrohung: Ein multi-methodischer Ansatz

Fachliche Zuordnung Biologische Psychologie und Kognitive Neurowissenschaften
Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 461960803
 
Das Modell zur Kaskade defensiven Verhaltens ist ein transdiagnostischer Ansatz zur Untersuchung und Erklärung adaptiven und maladaptiven Defensivverhaltens (Fanselow, 1994; Lang et al., 1997). Ausgehend von Arbeiten aus dem Tiermodell und kürzlich auch nachgewiesen im Humanbereich konnte gezeigt werden, dass defensives Verhalten dynamisch organisiert ist und sich mit zunehmender Nähe und den vorhandenen Bewältigungsmöglichkeiten ändert. Im Kaskadenmodell werden hierbei drei Stufen defensiven Verhaltens unterschieden: die „Vor-Begegnung“ (Organismus zeigt präemptives Verhalten, einschließlich genereller Hypervigilanz, wenn die Bedrohung wahrscheinlich, aber nicht erkannt worden ist), die „Nach-Begegnung“ (Organismus zeigt selektive Aufmerksamkeit gegenüber Bedrohungsreiz und aufmerksame Immobilität, wenn die Bedrohung erkannt worden ist) und die „Circa-Strike“ Phase (wenn die Bedrohung unmittelbar ist und eine effektive Flucht-Kampf-Reaktion benötigt wird). In dem beantragten Forschungsprojekt wird dieses Kaskadenmodell des defensiven Verhaltens nun erstmalig im Kontext sozialer Bedrohung untersucht. Zum einen wird die Dynamik des defensiven Verhaltens gegenüber sozialer Bedrohung bei gesunden Personen betrachtet (Proof of Concept). Zum anderen werden Gemeinsamkeiten, aber auch Besonderheiten im Defensivverhalten bei Personen mit sozialen Angstsymptomen erfasst. Um Veränderungen im Defensivsystem in Abhängigkeit der sozialen Angst festzustellen, werden wir ein neues soziales Bedrohungsparadigma mit sich dynamisch verändernden Gesichtsausdrücken (von neutral zu ärgerlich) verwenden, welche von einer finalen verbalen Abwertung begleitet sind (Circa-Strike) und aktiv vermieden werden können (oder auch nicht). Dabei werden zusätzlich zum Verhalten peripherphysiologische (Schreckreflex, Herzrate, Hautleitfähigkeit) und elektrokortikale (ereigniskorrelierte Potentiale, EKPs; Steady-State visuell evozierte Potentiale, SSVEP) Maße erhoben. Da einzelne aktuelle Studien darauf hinweisen, dass Stress sowohl Vermeidungsverhaltensweisen als auch die Gedächtnisbildung beeinflusst, wird des Weiteren der modulatorische Einfluss von sozialem Stress auf Defensivverhalten und Gedächtnis untersucht, denn gerade diese Interaktionen können kritische Faktoren für die Entwicklung und Aufrechterhaltung von sozialer Ängstlichkeit sein. Die Ergebnisse dieses Forschungsprojektes werden nicht nur neue Einblicke in die adaptive Dynamik des defensiven Verhaltens auf sich nähernde soziale Bedrohung und mögliche Modulatoren geben, sondern auch wichtige Erkenntnisse liefern für Abwehrverhalten bei sozialer Angst. Wichtige Implikationen sind darüber hinaus auch für personalisierte Behandlungsansätze zu erwarten, um beispielsweise Immobilität und Vermeidungsverhalten in Bedrohungssituationen zu reduzieren.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Niederlande
Mitverantwortlich(e) Dr. Julia Wendt
Kooperationspartner Professor Dr. Matthias J. Wieser
 
 

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