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Siedeln in dynamischen Räumen. Neuenstadt am Kocher und die Civitas Aurelia G(…) als Modell für Urbanisationsprozesse in römischen Grenzzonen des 2. Jahrhunderts n. Chr.

Antragstellerinnen / Antragsteller Professorin Dr. Michaela Konrad; Dr. Klaus Kortüm
Fachliche Zuordnung Klassische, Provinzialrömische, Christliche und Islamische Archäologie
Alte Geschichte
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 459770224
 
Nahe bei der Kleinstadt Neuenstadt am Kocher (Lkr. Heilbronn) erstrecken sich auf einem Areal von mindestens 25 ha die Reste einer römischen Stadt. Sie entstand im Rahmen gezielter Infrastrukturmaßnahmen im zeitlichen Kontext der Vorverlegung des römischen Limes um 160 n. Chr. Erst in den 1990er Jahren gelang es, im Rahmen einer systematischen Luftbilddokumentation in Neuenstadt am Kocher die komplette Ausdehnung und ausgewählte Gebäude der römischen Stadt zu erfassen. Damit konnte erstmals auch ein Bezug zwischen den aus Neuenstadt und Umgebung bekannten Inschriften, die die Existenz einer Civitas Aurelia G(---) belegen, und den neu entdeckten urbanen Strukturen nördlich des Kochers hergestellt werden. Dank nachfolgender geophysikalischer Untersuchungen, Probesondagen in ausgewählten Arealen der Siedlung und umfassender Ausgrabungen im Apollo-Grannus-Tempel lassen sich heute grundlegende Fragen zu Urbanisierungsprozessen im 2. Jahrhundert n. Chr. am Beispiel Neuenstadts konkret formulieren. Im Limesgebiet sind die exzellenten Erhaltungsbedingungen singulär, sie rücken Neuenstadt in die Kategorie römischer Fundplätze des 2. Jahrhunderts n. Chr. mit überregional paradigmatischem Charakter. Das hier beantragte Forschungsvorhaben greift grundlegende Fragen römischer Urbanisierungsprozesse in dynamischen Räumen der jüngeren römischen Kaiserzeit im Rahmen eines interdisziplinären, archäologisch-althistorischen Projekts auf. Im Zentrum des geplanten Projekts sollen folgende Fragen untersucht werden: Inwieweit wurden bei gelenkten Urbanisierungsmaßnahmen an der Peripherie des Reiches bewährte Städtebaumodelle transferiert? Hat man neue, auf die zeit- und ortsspezifischen Gegebenheiten zugeschnittene urbane Strukturen geschaffen und wie lassen sich diese im Siedlungsbild erkennen? Wie verlief die Dynamik der städtischen Entwicklung vor dem Hintergrund der Provinz- und Ereignisgeschichte? Welche Rolle spielte aktiv und passiv das Militär und die Grenze für die Gründung der Stadt und die Einrichtung zentraler repräsentativer Einrichtungen? Ist Neuenstadt Teil eines späten, provinzübergreifenden, vielleicht sogar imperiumsweiten städtebaulichen Programms in den Grenzzonen? Welche Rolle spielte in der Gründungsphase, insbesondere aber in spätseverischer Zeit der Apollo-Grannus-Tempel als monumentales Heiligtum der Stadt und inwiefern könnte darin eine kaiserliche Förderung Initiative oder vielleicht sogar Initiative vorliegen? Das beantragte Projekt hat die Beantwortung dieser Fragen zum Ziel. Im Rahmen der interdisziplinären Projektstruktur wird paradigmatisch klassische archäologische Feldforschung mit althistorischen Forschungen zum Städtewesen der antoninischen und severischen Zeit in den römischen Provinzen, insbesondere in den von großer Dynamik charakterisierten Grenzzonen zusammengeführt.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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