Detailseite
Projekt Druckansicht

Sortier- und Peerprozesse in der Schule (SPINS)

Antragsteller Dr. Hanno Kruse
Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 458745130
 
Wie beeinflussen schulische Sortierprozesse die sozialen Netzwerke, Identitäten und akademischen Selbstkonzepte von Schülerinnen und Schülern? Ziel des geplanten Forschungsvorhabens ist die Beantwortung dieser Frage – mit besonderem Fokus auf die Rolle von Schulleitungen, Lehrkräften und ihren Entscheidungen über Schulzulassungen und Klasseneinteilungen. Schulen sind zentrale Kontexte für die Bildung von Freundschaften und anderen sozialen Beziehungen unter Schülerinnen und Schülern, ihre Identitätsentwicklung und ihre akademischen Selbstkonzepte. Diese Peerprozesse können Unterschiede entlang von Ethnie, Geschlecht oder sozialem Hintergrund verstärken oder verringern und damit langfristig auch den Zusammenhalt von Gesellschaften prägen. Die soziologische Forschung der vergangenen Jahre hat gezeigt, dass soziale Grenzziehungen in den Netzwerken, Identitäten und akademischen Selbstkonzepten von Schülerinnen und Schülern stark von der Zusammensetzung schulischer Kontexte abhängt. Wissenschaftlich fehlt es jedoch an Daten und Forschungsdesigns, mit denen sich die Auswirkungen von schulischen Sortierentscheidungen (Schulzulassungen und Klasseneinteilungen) auf Peerprozesse untersuchen lassen. Das geplante Vorhaben soll diese Lücke schließen und darüber auch praktisch relevante Einsichten erzielen. Gerade in einer Zeit, in der die Organisation von Schulen durch die COVID 19-Pandemie unmittelbar auf die Probe gestellt wird, scheint ein besseres Verständnis der sozialen Folgen von schulischen Sortierprozessen dringend erforderlich. Auf theoretischer Ebene kombiniert das geplante Forschungsvorhaben eine strukturelle Perspektive auf schulische Sortierprozesse mit Analysen von Peerprozessen im Schulalltag. Ein zentrales Bindeglied ist ein Kompositionsmerkmal, über das die Sortierentscheidungen von Schulleitungen und Lehrkräfte schulische Peerprozesse nachhaltig prägen, auch wenn es in der gegenwärtigen Praxis kaum berücksichtigt wird: das Ausmaß, in dem demographische Kategorien wie Ethnie, Geschlecht oder sozialer Hintergrund in einem schulischen Kontext korreliert sind. Im Zentrum des empirischen Forschungsvorhabens steht die Durchführung eines groß angelegten Feldexperiments an deutschen Schulen, das die Sortierentscheidungen von Schulleitungen und Lehrkräften direkt adressiert. Begleitet wird das Feldexperiment einerseits durch eine Panelbefragung unter Schulleitungen, Lehrkräften sowie der Schülerschaft und andererseits durch die Sammlung von Administrativdaten lokaler Schulbehörden. In Vorbereitung der Primärdatenerhebung sieht das Forschungsvorhaben zudem eine Reihe von Sekundäranalysen bestehender Datensätze vor. Das Projekt leistet einen wichtigen Beitrag nicht nur zum wissenschaftlichen Verständnis der sozialen Folgen von Sortierprozessen, sondern auch zur unmittelbaren Gestaltung effektiver Interventionen an weiterführenden Schulen in Deutschland.
DFG-Verfahren Emmy Noether-Nachwuchsgruppen
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung